Automobilindustrie:Renschler verlässt VW-Vorstand und Lkw-Tochter Traton

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Andreas Renschler, damals Vorstandsvorsitzender der Traton SE steht im Juni 2019 nach Bekanntgabe der Erstnotierung des Unternehmens vor der Kurstafel der Frankfurter Börse. (Foto: dpa)

Renschler hatte Traton vor gut einem Jahr an die Börse geführt. Mit ihm gehen zwei weitere Manager.

Der Chef der VW-Lkw-Sparte Traton, Andreas Renschler, verlässt Mitte Juli den Vorstand des Unternehmens. Darauf hätten sich der Aufsichtsrat und der Manager geeinigt, teilte Traton am Dienstagabend überraschend mit. Die Trennung erfolge "einvernehmlich", hieß es. Renschler werde ab dem 15. Juli außerdem nicht mehr dem Vorstand der Konzernmutter Volkswagen angehören.

Renschler hatte Traton vor gut einem Jahr an die Börse geführt; er leitet das Unternehmen seit 2015. Mit ihm gehen auch Vorstandsmitglied Joachim Drees, der die Tochter MAN führt, sowie Personal- und IT-Chef Carsten Intra.

Lastwagen
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Der Lastwagen soll für mehr Sicherheit sorgen, ein Abbiege-Assistent ist jedoch nicht serienmäßig integriert. Standardmäßig fährt er zudem mit Diesel - denn die Nachfrage nach E-Lastwagen ist gering.

Nachfolger von Renschler wird Matthias Gründler, der nach zwei Jahren zu Traton zurückkehrt. Er war bei der Vorgänger-Firma Volkswagen Truck & Bus im Mai 2018 als Finanzvorstand "aus persönlichen Gründen" ausgeschieden. Drees wird durch Andreas Tostmann ersetzt, der im VW-Markenvorstand für Produktion und Logistik zuständig ist.

Traton umfasst in der VW-Gruppe, dem größten Autokonzern der Welt, die schweren Nutzfahrzeuge. Dazu gehören die Marken MAN und MAN Latin America sowie der schwedische Hersteller Scania. Zuletzt soll es Meinungsverschiedenheiten gegeben haben. Berichten zufolge soll Renschler etwa eine zentralere Aufstellung der Entwicklung angestrebt haben - auf Kosten der einzelnen Marken. In der Nutzfahrzeugbranche verschlingen Forschungen an neuen, CO₂-ärmeren oder CO₂-freien Antrieben viel Geld, ebenso neue Baukästen für eine schlankere, einheitlichere Produktion.

Corona setzt Lkw-Sparte zu

Im vergangenen Jahr hatten die Lkw-Töchter von VW zwar noch ihr Geschäft ausbauen können. Sowohl MAN als auch Scania steigerten Umsatz, Betriebsergebnis und Rendite. Doch die Corona-Krise drückt im laufenden Jahr auch hier massiv auf die Kosten. Es gab Produktionsunterbrechungen, der konjunkturelle Einbruch trifft zudem vor allem die weltweite Nutzfahrzeugsparte traditionell hart.

In den USA, wo bisher Daimler die Nase klar vorn hat, will sich Traton mit dem Truckhersteller Navistar verstärken. Dieser schrieb im zweiten Geschäftsquartal jedoch weiter rote Zahlen. Ex-Daimler-Manager Renschler hatte für die restlichen Anteile an Navistar Ende Januar 35 Dollar je Aktie auf den Tisch gelegt, insgesamt 2,9 Milliarden Dollar. Im September 2016 war die Sparte mit den schweren VW-Nutzfahrzeugen eingestiegen, um auf dem wichtigen nordamerikanischen Lkw-Markt einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Auch im Verhältnis zwischen Management und Betriebsrat hatte es im Frühjahr Misstöne gegeben. Anfang April dementierte der Traton-Betriebsratschef Aussagen Renschlers über laufende Gespräche zu einer "fundamentalen Neuausrichtung" des Münchner Lkw-Bauers.

© SZ.de/dpa/Reuters/jael - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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