US-Präsidentschaftswahl:"Wenn wir gewinnen, ist es jedermanns Geburtstag"

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Vor vier Jahren waren Donald Trump und Kanye West noch ein Herz und eine Seele, jetzt sind sie Konkurrenten. (Foto: AFP)

Der Pop-Superstar Kanye West will gegen Donald Trump kandidieren. Was manche für PR hielten, scheint Wests voller Ernst zu sein. Und ist gerade deswegen nicht ungefährlich.

Von Jens-Christian Rabe

Immer wenn der 43-jährige amerikanische Pop-Superstar, Rapper, Produzent, Songwriter und Designer Kanye West - notorisch, tja, durchgeknallt und größenwahnsinnig, andererseits eines der zwei oder drei Popgenies, die das 21. Jahrhundert bislang hervorgebracht hat - doch die Kurve zur Vernunft zu kriegen scheint, gibt er ein Interview. Und macht alles noch ein bisschen schlimmer.

Aber vielleicht die gute Nachricht zuerst: Kanye West ist nicht mehr Unterstützer von Donald Trump. Die schlechte Nachricht: Er ist es nicht aus den besten Gründen. West möchte Ende des Jahres bei der nächsten amerikanischen Präsidentschaftswahl vielmehr endlich selbst antreten. Das gab er vor ein paar Tagen via Twitter bekannt, wobei es da viele noch als Werbeaktion für sein bald erscheinendes neues Album "God's Country" abtaten.

Im Wirtschaftsmagazin Forbes äußerte sich West am vergangenen Mittwoch aber nun zu Details. Und diese Einlassungen wären etwas übertriebene, aber nicht unclevere Stand-up-Comedy - wenn er sie nicht wohl doch sehr ernst meinte.

Er ist gegen das Recht auf Abtreibung und gegen eine Corona-Impfung

Seine Partei, so West, werde die "Birthday Party" sein, weil: "Wenn wir gewinnen, ist es jedermanns Geburtstag." Der "Slogan" seiner Kampagne - "YES" - ist wiederum, nun ja, so etwas wie die ultimative Essenz von Obamas "Yes we can". Die Corona-Pandemie sei eine Strafe Gottes: "Wir müssen aufhören, Dinge zu tun, die Gott zornig machen." Er ist gegen das Recht auf Abtreibung und gegen eine Corona-Impfung, sie sei das "Mark of the Beast", das Zeichen des Tieres, das in der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament einer bösen endzeitlichen Macht zugeschrieben wird. An den Schulen und Universitäten werde er wieder "Gottesfurcht und die Gottesliebe" einführen. Politische Fragen, mit denen er sich nicht auskenne, werde er "mit den größten Experten besprechen, die Gott dienen, und mit der besten Lösung zurückkehren". Es gibt kein Wahlkampfteam, aber eine Vizekandidatin, eine Predigerin aus Wyoming namens Michelle Tidball.

Ob West schon die nötigen Dokumente für seine Kandidatur eingereicht hat, ist unklar. Sicher ist ihm jedenfalls die Unterstützung von Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk, dem er seinerseits bereits anbot, "Kopf unseres Raumfahrtprogramms" zu werden. Manche liberalen Beobachter befürchten, dem demokratischen Kandidaten Joe Biden könne eine Kandidatur Wests am Ende wichtige Stimmen schwarzer Wählerinnen und Wähler kosten und Trump so eine zweite Amtszeit bescheren. Mit anderen Worten: So ernst gemeint, wie sie zu sein scheint, ist die Sache vielleicht sogar so etwas wie ultimative Comedy. Ein Witz auf Kosten der ganzen Welt.

© SZ vom 10.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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