Literatur:Einladungen zum Nachlesen

Der Publizist und Kritiker Klaus Hübner öffnet sein Archiv

Von Antje Weber

Wie so oft im Leben lohnt ein zweiter Blick. Denn beim ersten wundert man sich in diesem Fall ja schon ein bisschen: Nicht nur kommen Klaus Hübners in bisher zwei von vier Bänden gesammelten Werke über Menschen, Bücher und Bilder optisch eher altbacken daher. Dazu hat er ihnen neben Titeln wie "Hippies, Prinzen und andere Künstler" noch einen Untertitel verpasst: "Kein Twitter, kein Facebook". Himmel, möchte man da ausrufen, muss man sich denn wirklich so trotzig altmodisch präsentieren?

Wer sich von so viel demonstrativem Old-School-Bewusstsein nicht abschrecken lässt, kann auf den zweiten und womöglich dritten und vierten Blick so einige interessante Lektüren in diesen Bänden finden. Der 1953 in Landshut geborene, in München lebende Literaturkritiker und Publizist hat sein Archiv geöffnet und seine über zwei Jahrzehnte veröffentlichten Texte gebündelt. Persönliche Vorlieben werden da sichtbar, für den "seriösesten Hippie aller Zeiten" Tiny Stricker, für den allzu unbekannten Gerhard Köpf zum Beispiel. Doch das Spektrum der meist kurzen Texte reicht bei Hübner, der viele Jahre lang für den Adelbert-von-Chamisso-Preis tätig war, weit über München hinaus: Autoren wie Selim Özdogan interessieren ihn ebenso wie Zehra Çirak, Terésia Mora oder Marica Bodrožić. Es sind eingängig geschriebene Einladungen zum Nachlesen, zum Nachdenken. Und darin altmodisch im besten Sinne.

Klaus Hübner: Hippies, Prinzen und andere Künstler, Band 1 und 2, Verlag P. Machinery, 2020, 18,90 Euro

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