Die Dixie Chicks sind, pünktlich zur Veröffentlichung ihres neuen Albums, nur noch The Chicks. Wobei ihnen das "Dixie" im Namen schon lange verhasst war. Der Spitzname für die amerikanischen Südstaaten suggeriert weiße Vorherrschaft und ist eng verbunden mit der Country-Szene, die das Trio zuerst vergöttert und dann geschasst hatte. 2003, zu Beginn des Irak Kriegs, sagte Sängerin Natalie Maines bei einem Konzert in London, sie schäme sich dafür, dass Präsident George W. Bush wie sie aus Texas stamme. Daraufhin spielten die Countrysender ihre Musik nicht mehr, die Bandmitglieder bekamen Morddrohungen und den frühen Hass des Netzes zu spüren. Am Ende war es das Beste, was ihnen passieren konnte: die patriotischen Country-Fans trieben sie endgültig in die Arme des Pop, wohin sie ohnehin schon immer besser gepasst haben. Sie wurden Vorbilder für heutige Mainstreampop-Feministinnen wie Taylor Swift oder Grimes. Jetzt, 14 Jahre später, kommt das neue Album "Gaslighter". Produziert von Jack Antonoff, dem Indie-Nerd, dem die Frauen vertrauen (u.a. Lorde, Lana Del Rey, St. Vincent). Er unterstützte die Country-DNA der Band und lässt sie gleichzeitig vertraut und neu klingen. Immer da: der Twang in den drei Stimmen, die so unverschämt gut miteinander harmonieren. Der Titeltrack ist ein herrlicher stampfender Arschtritt für Natalie Maines betrügenden Ex-Mann, ihre Scheidung zieht sich durch viele der Songs. "Texas Man" besingt die Sehnsucht, mal wieder jemanden kennenzulernen, der es mit einer erwachsenen Frau aufnehmen kann, die schon ein Leben gelebt und auch ein paar Beulen abbekommen hat. Empowerment-Pop (nicht nur, aber endlich auch mal) für Frauen und Mütter, die auf die 50 zugehen. Gut, dass The Chicks wieder da sind!