Ägyptisches Museum:Ein halbes Jahrhundert für alte Schätze

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Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst feiert sein 50-jähriges Bestehen mit digitalen Angeboten, einem Programm für Kinder und der Rückschau auf die eigene Vergangenheit

Von Eric Hartmann

Anfangs war die Ausstellung "mehr improvisiert als inszeniert": In der Residenz gab es nicht den Platz, um die Kunstwerke der "Staatlichen Sammlung ägyptischer Kunst" ins richtige Licht zu rücken, die dort 1970 eingezogen waren und am 15. Juli des Jahres erstmals gezeigt wurden. Seitdem ist viel passiert: "Aus einem kleinen Museum ist eine Institution von internationalem Rang geworden", sagt Direktorin Sylvia Schoske. Im Jahr 2013 zog das Staatsmuseum für ägyptische Kunst in den Neubau des Architekten Peter Böhm im Kunstareal. Dort gibt es genug Platz, um die Exponate in thematischen Rundgängen in Szene zu setzen. Von dieser Entwicklung ist auch Kunstminister Bernd Sibler angetan. Das Ägyptische Museum sei längst ein "internationales Aushängeschild" geworden, sagte er am Mittwoch. "Man spürt, das darf ich auch persönlich sagen, die Leidenschaft." Nun feiert das Museum sein 50-jähriges Bestehen und stellte seine Pläne für diesen Anlass vor.

Zum Jubiläum war eigentlich eine große Feier mit Festwoche geplant, zu der auch internationale Gäste erwartet wurden. Diese Pläne wurden von Corona durchkreuzt. So leicht will sich das Team des Museums aber nicht davon abhalten lassen, das 50-Jährige zu feiern. Es hat in den vergangenen Wochen und Monaten an neuen Angeboten für das Jubiläumsjahr gearbeitet. Bereits am vergangenen Dienstag wurde die erste Folge der Vortragsreihe "Wie wir wurden, was wir sind" veröffentlicht, insgesamt werden zwölf Folgen in dieser Reihe erscheinen. Die Fachvorträge, die jeden Dienstag auf Youtube veröffentlicht werden, reflektieren über die Geschichte des Museums und gewähren Einblicke in die Arbeit des Teams. Auch die Sonderausgabe der Museumszeitschrift Maat, die im Museum erworben werden kann, widmet sich einem halben Jahrhundert Museumsgeschichte.

Ab Mitte August können Kinder und Jugendliche von sechs Jahren an außerdem auf der "Pharaonen-Jagd" eigenständig das Museum erkunden. Begleitet werden sie auf der videogestützten Spurensuche von Isi und Usi, den beiden Museumsmaskottchen, die spielerisch Wissen über das alte Ägypten vermitteln. Eine weitere Attraktion des Jahres ist ein neuerworbenes Exponat, das Fragment einer figürlichen Gefäßapplikation. Es handelt sich nach Angaben des Museums um ein Bruchstück aus einem verzierten Gefäß, das einen ptolemäischen Herrscher abbildet. Es ist das erste Herrscherporträt in der Sammlung. Der Neuerwerb fügt sich in die Philosophie ein, auf qualitativ hochwertige Exponate zu setzen, und die bestehende Sammlung durch "Kleinigkeiten mit Reiz" zu ergänzen.

Auch mit der eigenen Vergangenheit will man sich in Zukunft intensiver auseinandersetzen. Das 2013 bezogene Gebäude stehe auf "kontaminiertem Gelände", auf diesem Areal wurde im Dritten Reich die Parteizentrale der NSDAP geplant. Dafür wurden die teils jüdischen Bewohner des Areals vertrieben und deportiert. Auf das Schicksal dieser Menschen will das Museum mit Stolpersteinen aufmerksam machen. Auch in der Ausstellung "Adam, wo bist du", die bis Januar 2021 zu sehen ist, setzt sich die Münchner Künstlerin Ilana Lewitan mit dem Dritten Reich auseinander. Am Beispiel jüdischer Biografien beleuchtet sie die Frage, wie Identitäten und Fremdzuschreibungen gebildet werden und welche gewalttätigen Potenziale diese enthalten. Die Ausstellung ist auch online als digitaler Rundgang zu sehen.

Trotz der schwierigen Situation, die aus der Corona-Pandemie für den ganzen Kunst- und Kulturbetrieb folgt, blickt Sylvia Schoske positiv in die Zukunft. Natürlich seien die Besucherzahlen geringer als sonst, da Schulklassen und Touristen wegblieben. Es sei aber deutlich geworden, dass die Menschen aus München und aus dem Umland jetzt noch größeres Interesse an den Angeboten zeigen. "Ich finde es ein ermutigendes Zeichen, dass unsere Besucher dem Museumsangebot treu geblieben sind."

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst , Programm zum 50-jährigen Bestehen, Infos unter www.smaek.de

© SZ vom 16.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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