Kultur:Steigendes Defizit

Veranstaltungsforum hofft auf Minimalprogramm

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Wegen der Corona-Pandemie entgehen dem Veranstaltungsforum Fürstenfeld Einnahmen von fast einer halbe Million Euro. Zwölf Mitarbeiter wurden deshalb inzwischen in Kurzarbeit geschickt. Das Defizit steigt auf insgesamt mehr als 1,7 Millionen Euro. Um weitere Verluste zu vermeiden setzt der Leiter Norbert Leinweber auf eine Reihe unter dem Motto "Kultur trotz(t) Corona".

Die letzte Veranstaltung vor dem Lockdown fand am 12. März statt. Seitdem mussten Tagungen, Seminare, Messen, Märkte und Kulturveranstaltungen abgesagt oder verschoben werden. Um die Mitarbeiter zu beschäftigen wurden Inventuren, Reparaturen, Reinigung und Wartung sowie organisatorische und administrative Aufgaben vorgezogen, die sonst im Spätsommer und Herbst erledigt werden, berichtete Leinweberim Kultur- und Werkausschuss. Mitte Juni wurde für einen Großteil der Stammbelegschaft Kurzarbeit bis Dezember beantragt. Dank eines Zuschusses der Stadt kämen aber alle Kollegen auf 90 bis 95 Prozent ihres Nettogehalts.

Nun arbeite man am Neustart, was sich jedoch schwierig gestaltet. Die bayerische Staatsregierung habe "nicht alles richtig gemacht", monierte Leinweber. Er kritisiert eine fehlende Planungssicherheit für den gesamten Kulturbereich. Bei den Auflagen würde alles über einen Kamm geschoren, kleiner Saal, Säulensaal und Stadtsaal. In diesem dürften bei den derzeit geltenden Regeln nur 207 Besucher platziert werden, die Kapazität liegt bei 924 Plätzen. Die Vorgabe der Staatsregierung vom 26. Mai, die Veranstaltungen mit 50 Gästen in geschlossenen Räumen und bis zu 100 Personen im Freien erlaubte, habe die Erwartungen der Branche und alle Pläne unterlaufen.

Für die drei Konzerte des "Brucker Klaviersommers" habe man sich beim Landratamt um eine Ausnahmegenehmigung für 150 Besucher bemüht, aber vergeblich. In der Reihe "Kultur trotz(t) Corona" sollen Comedians aus der Region sowie Absolventen der Artistenschule Berlin auftreten, im Stadtsaalhof mit jeweils bis zu 400 Gästen.

Ein besonderes Anliegen ist Leinweber, die acht Konzert-Reihen mit insgesamt rund 1800 Abonnenten zu erhalten, überwiegend älteres Publikum. Er geht aufgrund von Rückmeldungen davon aus, dass die Zahl um acht bis zehn Prozent sinken wird. "Das ist nicht so gut, aber auch nicht so schlecht wie befürchtet." Leinweber setzt auf weitere Lockerungen und hofft, dass Veranstaltungen im Stadtsaal mit wenigstens 250 bis 300 Zuschauern erlaubt werden. Vorgesehen ist, Konzerte zweimal aufzuführen, am Nachmittag und am Abend. Dadurch könnten mehr Besucher kommen. Die Künstler würden dafür aber keine doppelte Gage verlangen, viele seien froh, überhaupt auftreten zu können.

Er betonte, dass solche Veranstaltungen schon deshalb notwendig sind, um die Gastronomie zu stützen, die Klostergaststätte und den Fürstenfelder. In letzterem Betrieb arbeiten nach Angaben Leinwebers 80 Festangestellte, 14 Azubis und noch einmal die gleiche Anzahl an freien Mitarbeitern. Ihr Umsatz hängt von den Veranstaltungen im ehemaligen Kloster ab.

Leinweber rechnet damit, dass die Pandemie den Betrieb im Veranstaltungsforum dauerhaft in den nächsten Jahren beeinträchtigen wird. "Wir dürfen uns aber nicht unterkriegen lassen", forderte er. Die Feier zum 20-Jährigen Bestehen des Veranstaltungsforums samt dem Lichtkunstprojekt "Fürstenfeld leuchtet", die kommendes Jahr geplant waren, erscheint zu riskant und fällt aus. Das Festival "Dance first" und die Gesundheitstage wurden von 2021 auf 2022 verschoben.

Der neue Finanz- und frühere Kulturreferent Klaus Wollenberg (FDP) appellierte im Kultur- und Werkausschuss an die Stadträte, sich in ihren Fraktionen "als Lobbyisten für die Kultur" einzusetzen. Die Stadt habe genügend Mittel. Gemeinsam könne man die Krise "durchstehen" und es kämen auch wieder bessere Zeiten, sagte er.

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