Geretsried:Bub bei Hundeattacke schwer verletzt

Ein großer Mischling beißt einem Vierjährigen mehrmals ins Gesicht. Der Hundehalter flüchtet nach dem Vorfall - die Polizei macht ihn in seiner Wohnung ausfindig.

Von Florian Zick, Geretsried

Bei einer Hundeattacke in Geretsried ist ein vierjähriger Bub schwer verletzt worden. Es war gegen 21 Uhr am Freitagabend, als sich das Tier in einem örtlichen Wohnblock von der Leine losgerissen hat und das Kind mehrfach ins Gesicht biss. Der 28-jährige Hundehalter flüchtete nach dem Vorfall. Die Polizei machte ihn samt Hund jedoch wenig später in seiner nahe gelegenen Wohnung ausfindig.

Das Kind wurde zur Notbehandlung in ein Krankenhaus gebracht. "Es geht ihm den Umständen entsprechend halbwegs gut", berichtete Einsatzleiter Florian Lindner am Sonntag. Der Vierjährige habe schwere Verletzungen im Mundbereich erlitten. Ob der Bub bleibende Schäden davontragen wird, sei deshalb noch nicht klar. Zumindest sei das Kind aber ansprechbar.

"Wenn ein Hund zur Waffe wird, dann gibt es da kein Überlegen"

Weil nach dem Angriff weder der Hundehalter noch sein Tier am Einsatzort angetroffen wurden, machte sich die Polizei auf die Suche. Es waren Einsatzkräfte von der Polizeiinspektion Geretsried, aus Weilheim und vom Einsatzzug aus Murnau beteiligt - insgesamt acht Beamte. Nach Hinweisen von Passanten ermittelten diese den Hundehalter recht schnell. Der 28-Jährige stritt den Vorfall auch nicht ab. "Er hat alles gleich zugegeben", so Einsatzleiter Lindner.

Der Hund wurde in Verwahrung genommen und in ein Tierheim gebracht. Um welche Rasse es sich bei dem Tier handelt, ist noch unklar. "Das ist augenscheinlich nicht so einfach feststellbar", sagt Lindner. Es handele sich um einen großen Mischlingshund. Zur genaueren Bestimmung der Hunderasse wurde ein Gutachter eingeschaltet. Dieser soll auch untersuchen, ob von dem Tier grundsätzlich eine Gefahr ausgeht, dann müsste es eingeschläfert werden - oder ob es noch einmal vermittelt werden kann. "Das hängt ganz vom Wesen des Hundes ab", sagt Lindner.

Ob der Hund einen Anlass für den Angriff hatte, steht noch nicht fest. Die Vernehmung der Augenzeugen läuft nach Polizeiangaben derzeit noch. Nach aktuellem Stand hat der Vierjährige aber weder mit einem Ball gespielt, noch ist er gelaufen. "Wir haben noch keine Anhaltspunkte, warum das Tier den Bub gebissen hat", so Einsatzleiter Lindner.

Bürgermeister Michael Müller (CSU) sprach der Familie des Opfers sein tiefes Mitgefühl aus. "Das berührt schon", sagte er am Sonntag. Weil Müller am Freitagabend nicht gleich erreichbar war, hatte die Polizei zunächst die Zweite Bürgermeisterin Sonja Frank (Freie Wähler) über den Fall informiert. Bei einer Hundeattacke muss die lokale Sicherheitsbehörde nämlich bestätigen, dass der Hund aus dem Verkehr gezogen werden darf. Für die Stadt Geretsried gab am Freitag deshalb Frank die entsprechende Order.

Als die Polizei sie angerufen hat, sei ihr sehr viel durch den Kopf gegangen. Ihr Sohn ist etwa in dem Alter des Hundehalters, als Pädagogin arbeitet sie zudem viel mit Kindern im Alter des Opfers - und irgendwie kennt man sich in Geretsried sowieso. Sie habe sich deshalb gleich gefragt, ob es da eine ihr bekannte Familie getroffen hat. Sie habe deshalb auch nicht gezögert, das Tier sicherstellen zu lassen. "Wenn ein Hund zur Waffe wird, dann gibt es da kein Überlegen", sagte Frank.

Sie hoffe, so Frank, dass der Vierjährige die Attacke überwinden wird. Kinder seien zwar Überlebenskünstler. Sie als Leiterin einer Vorkindergarten-Gruppe könne das durchaus bestätigen. Aber so ein Vorfall hinterlasse psychisch wahrscheinlich schon Spuren, schätzt sie. Dem 28-jährigen Hundehalter droht nun eine Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft München II hat die Diensthundegruppe der Operativen Ergänzungsdienste Weilheim mit entsprechenden Ermittlungen betraut.

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