Im Skandal um den Finanzdienstleister Wirecard drohen Grüne und FDP dem Finanzminister mit einem Untersuchungsausschuss. Olaf Scholz habe, so der Vorwurf, nicht richtig hingeschaut. Das Ansinnen ist verständlich; schließlich könnte Scholz der nächste Spitzenkandidat der SPD sein. Da lohnt es sich, ihn schon früh zu diskreditieren.
Und doch hilft die Attacke auf Scholz nicht sonderlich weiter bei der Frage, welche grundlegenden Lehren aus dem Wirecard-Desaster zu ziehen sind. Denn das eigentliche Versagen liegt bei jenen Prüfern, die den tiefsten Einblick hatten und alle Konten und Geldflüsse bei Wirecard kannten (oder hätten kennen müssen): den Wirtschaftsprüfern. Das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY hat jahrelang die Bilanzen geprüft. Echte Zweifel? Iwo. Es gab stets ein Testat. Man verdiente gut mit dem Kunden aus Aschheim.
Solche Nähe gibt es auch anderswo. Die Politik sollte sich daher dringend der Frage zuwenden, ob die gesetzlichen Vorschriften für Wirtschaftsprüfer nicht geändert werden müssen. Man könnte etwa vorschreiben, dass alle drei Jahre der Prüfer gewechselt werden muss (und nicht bloß alle zehn bis 20 Jahre); oder dass die Prüfungsgesellschaften aufgespalten werden müssen in unabhängige Firmen, von denen die eine nur die Bilanzen prüft und die andere nur berät.