Ausdauersport:Rund um Bayern mit Fahrrad und Tretboot

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So viel Zeit muss sein: Wer wie Jansen und Frommlet den Mont Blanc erklimmt und durch Lappland wandert, darf sich auch mal ausruhen. (Foto: privat/oh)

Ute Jansen und Markus Frommlet wollen in 50 Tagen die Grenzen des Freistaats mit Muskelkraft bereisen - und 52 000 Höhenmeter über­winden.

Von Christian Bernhard

Kurz bevor das Abenteuer beginnt, muss sich noch jemand um den Garten kümmern. Denn für diesen haben Ute Jansen und Markus Frommlet erst einmal 50 Tage lang keine Zeit mehr - so wie für alles andere Alltägliche eigentlich auch nicht. Das Paar aus Baden-Württemberg startet am Samstag eine spezielle Tour: In 50 Tagen will es den Freistaat Bayern direkt an der Landesgrenze entlang umrunden, und zwar mit 15 muskelbetriebenen Fortbewegungsmitteln. Start- und Zielpunkt ist Lindau: Am 25. Juli beginnt das Abenteuer am Bodensee, am 12. September soll es dort enden.

Das Paar hatte sich bereits im Jahr 2016 die Frage gestellt, ob es in Deutschland noch Abenteuer gibt, die noch niemand erlebt hat. So kamen sie auf die "spaßige Idee", Baden-Württemberg zu umrunden. Nun ist Bayern dran - und zwar für einen guten Zweck. Für das Duo ist die Umrundung Bayerns nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein Mittel, um Gelder für benachteiligte Kinder zu sammeln. Die beiden wollen auf dem Weg Spenden für Kinder sammeln, die durch eine Behinderung nicht in der Lage sind, sportlich aktiv zu sein, weil es an finanziellen Mitteln für unterstützende Maßnahmen - wie beispielsweise Sportprothesen oder Sportrollstühle - fehlt. "Solche Hilfsmittel sind sehr kostspielig, das können sich Familien häufig nicht leisten", erklärt Jansen. Das Paar möchte mithelfen, dass diese Kinder im Sinn der Inklusion mit Gleichartigen Sport betreiben können.

Jansen, 50, ist Lehrerin und seit der Jugend sportlich sehr aktiv. Zusammen mit ihrem Partner Frommlet hat sie den Mont Blanc erklommen und ist mit Schneeschuhen durch Lappland gewandert. Frommlet, ein 58-jähriger Arzt und Diplom-Sportpädagoge, kann eine Triathlon-Weltmeisterschafts-Teilnahme beim Ironman auf Hawaii vorweisen, arbeitete als Sportmediziner am Olympiastützpunkt Stuttgart und war auch schon als Expeditionsarzt im Himalaya unterwegs.

2016 hat das Duo die Landesgrenze Baden Württembergs mit eigener Muskelkraft in 22 Tagen mit 16 verschiedenen Fortbewegungsmitteln umrundet. Dabei bewältigten sie 1500 Kilometer und 15 000 Höhenmeter. Die Bayern-Umrundung ist ein ordentliches Stück anspruchsvoller. Auf Jansen und Frommlet warten mehr als 2600 Kilometer und über 52 000 Höhenmeter. Zum Vergleich: Von München nach Moskau sind es 2315 Kilometer und die Tour-de-France-Radprofis haben rund 45000 Höhenmeter zu meistern. Die Tour von Jansen und Frommlet ist vergleichbar mit einer fünfmaligen, kontinuierlichen Alpenüberquerung.

Ihre Liebe zu den Alpen ist ein Grund, warum sie sich sehr mit Bayern verbunden fühlen. Das Duo liebt die Berge und war oft in verschiedenen bayerischen Regionen unterwegs. "Bayern ist uns sehr vertraut", sagt Frommlet. Als sie auf die Idee kamen, den Freistaat zu umrunden, dachten sie zuerst, die zu bewältigende Distanz und die Herausforderung seien zu groß. Nach eingängigem Studium und Planung kamen sie aber zur Erkenntnis, dass es in 50 Tagen zu schaffen sei. "Die Machbarkeitsstudie lag bereits zwei Jahre in der Schublade", berichtet Frommlet. Die Corona-Pandemie stellte die Realisierung in diesem Sommer in Frage, doch Ende Mai entschloss sich das Paar, die Sache trotz der Krise durchzuziehen.

Im Winter starteten sie mit Langzeitausdauer-Einheiten, dabei packten sie Hanteln in die Rucksäcke, um das zu transportierende Ausrüstungs-Gewicht zu simulieren. Während der Corona-Zeit wurde auch viel auf der Matte im Keller trainiert. In Angriff genommen wird das Projekt nun mit 15 muskelbetriebenen Fortbewegungsmitteln. Darunter sind Klassiker wie Rennrad, Kajak und Mountainbike, aber auch exotischere Varianten wie Longboard, Inlineskates und Tretboot. "Die Strecke gibt die Wahl der Fortbewegungsmittel vor", erklärt Jansen. Übernachtet wird größtenteils im Zelt. Interessierte haben mehrere Möglichkeiten, das Projekt, welches auch vom Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern gefördert wird, zu unterstützen. Weitere Informationen und einen Etappenplan gibt es auf www.rund-um-bayern.de.

© SZ vom 24.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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