Ein Loch in der Kasse:"Corona rüttelt auch den Caritasverband mächtig durch"

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Um Bedürftige auch während der Corona-Krise weiterhin versorgen zu können, stellte die Caritas zum Beispiel einen Foodtruck an der Luisenstraße auf. (Foto: Florian Peljak)

Obwohl das Ende der Krise noch nicht in Sicht ist, zieht die Caritas die erste Bilanz - und die sieht nicht sehr gut aus. Der Sozialverband klagt über die finanziellen Folgen der Pandemie.

Von Thomas Anlauf

Die Corona-Krise ist noch lange nicht vorbei. Trotzdem zog Diözesan-Caritasdirektor Georg Falterbaum am Freitag eine erste Bilanz - und die sieht nicht sehr gut aus. Denn auch wenn die Pandemie sehr deutlich gezeigt habe, "wie wichtig und unersetzlich" die Arbeit der Caritas-Mitarbeiter und all der vielen weiteren Tausenden Menschen anderer Sozialverbände in München sei, seien die finanziellen Auswirkungen der vergangenen Krisenmonate "gravierend für uns". Zusätzliche Ausgaben für Schutzausrüstung und Personal sowie Einnahmeausfälle aufgrund von Aufnahmestopps in Einrichtungen der Caritas "reißen ein Loch in die Kasse". Es könne nicht sein, "dass wir den Laden am Laufen halten und hinterher auf den Kosten sitzen bleiben", sagte Falterbaum bei der Jahrespressekonferenz der Caritas.

Durch die staatlichen Beschränkungen im Lockdown seit dem 13. März gab es Besuchs- und Aufnahmeverbote in Altenheimen, Behindertenwerkstätten, Schulen und Kitas wurden geschlossen. Die Caritas habe die amtlichen Vorschriften umgesetzt, "auch wenn das mitunter hochproblematisch war", so Falterbaum. Denn Alte, Obdachlose, Kinder und Geflüchtete hatten plötzlich über Wochen nur noch eingeschränkt Kontakt zu den Sozialarbeitern und Helfern, Angehörige konnten viele Wochen lang ihre Verwandten überhaupt nicht besuchen. Diesen Kontaktmangel hätten die Mitarbeiter auszugleichen versucht, wenngleich die Caritas insbesondere in Flüchtlingsunterkünften aus Sicherheitsgründen zeitweise das Personal abzog und die Menschen nur noch telefonisch oder mit Distanz traf.

Der Caritasverband, nach eigenen Angaben der größte Sozialverband in Oberbayern, kann zwar für das vergangene Jahr eine ausgeglichene Bilanz vorweisen, die Gesamtsumme beläuft sich auf knapp 438 Millionen Euro. Doch "Corona rüttelt auch den Caritasverband mächtig durch - in der tagtäglichen Arbeit unserer Einrichtungen und Dienste, aber auch finanziell", so Vorstandsmitglied Thomas Schwarz, der die Zahlen präsentierte.

Von diesem Herbst an sei der Caritasverband nicht mehr in der Lage, "ohne verlässliche Aussagen der Kostenträger hinsichtlich der Refinanzierung im Falle von erneuten Schulschließungen oder eingeschränktem Betrieb" die Begleitung von mehr als 300 Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Kitas und Schulen aufrechtzuerhalten. Falterbaum fordert deshalb die Politik dringend auf, die Finanzierung der Sozialverbände zu sichern und Mehrkosten, die durch die Corona-Krise entstehen, zu erstatten. Er fordert zudem, dass Menschen in sozialen und pflegenden Berufen sowie Ehrenamtliche deutlich besser bezahlt werden.

© SZ vom 25.07.2020 / anl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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