Band der  Woche:Michael Lobesan

Das aktuelle Album des jungen Electronic-Künstlers ist nach einer Trennung entstanden. Melancholie hört man selten. Das große Thema ist vielmehr Selbstliebe

Von Johanna Schmidt

"Skinny Love" von Bon Iver, "Love Will Tear Us Apart" von Joy Division und - wenn es so richtig wehtut - vielleicht sogar mal "I Will Always Love You" von Whitney Houston. Liebe, Trennung und Herzschmerz sind bei Musikern immer wieder Thema von Songs und werden dabei ganz unterschiedlich verarbeitet. Von Erleichterung über Melancholie bis hin zur Wut lassen sich darin alle möglichen Stimmungslagen finden.

Die Songs auf dem Album "Lotus" von Michael Lobesan kommen weit weniger melancholisch und düster daher, als die auf dem 2015 erschienen Vorgänger "Orphans". Und das, obwohl "Lotus" nach einer Trennung entstand. Lobesan ist ein Künstlername. Er heißt Michael Bauernschuster und ist auch Sänger und Gitarrist der Band Wassermanns Fiebertraum.

Das große Thema des neuen Albums ist Selbstliebe. Vermittelt wird diese klanglich durch sich langsam aufbauende, treibende Bassläufe, die die Schwere aufbrechen. Wie Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch dichte Wolken bahnen, setzt Michael klanglich immer wieder helle Akzente. Dabei sind alle verwendeten Spuren - Bass, Gitarre, Drums und teils mehr als zwei Stimmen - von ihm selbst eingespielt und eingesungen. Auftritte allerdings möchte er mit Band spielen. "Ich finde es spannend zu sehen, wie Songs, die erst einmal eher ruhig und elektronisch daherkommen, auf der Bühne ihre Energie entfalten", sagt Michael. Doch nicht nur klanglich möchte er seinen Songs live mehr Raum geben. Mit Visuals, beispielsweise aus seinen Musikvideos, will er Musik über mehr als nur Auditives transportieren. Schon beim Songwriting entwickelt Michael Ideen zu Videos und Performances zu den jeweiligen Songs.

Für Michael kam, nachdem er die erste, für ihn sehr schwere Phase der Trennung überstanden hatte, die Erkenntnis, dass er auch außerhalb einer Beziehung "ganz" sein kann. Dass er "sein eigener Retter sein kann." Im Song "Loveletter" kommen zwei unterschiedliche Stimmen zu Wort, eine, die immer wieder von Schmerz, Depressionen und dem Gefühl spricht, nicht genug zu sein, und eine - die wohl am meisten sein jetziges Ich verkörpert -, die immer wieder dagegen angeht und letztendlich stärker ist. Doch war dieser Prozess für Michael kein leichter, war es für ihn nach der Trennung schwer, wieder Musik zu machen. Michael aber arbeitete weiter an seinem Album und so erschien vor Kurzem die erste ausgekoppelte Single mit Namen "Lotus River".

Die Single ist mit der stark hochgepitchten Stimme Michaels einer der experimentellsten Songs auf dem Album. Michael wollte nicht gleich das Poppigste vom Album veröffentlichen. Vielleicht um es dem Hörer nicht zu einfach zu machen. Bei "Lotus River" schwingt zudem eines der neuen Credos von Michael mit. Er lässt sich und den Hörer treiben wie auf einem Fluss.

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