Gastronomie:Bayerns Ed Sheeran und die Abstandshoibe

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Monika Gruber hat beim Video von Roland Hefter mitgespielt. Screenshot: SZ (Foto: N/A)

Viele Wirte stehen wegen Corona vor der Pleite. Kabarettisten und Politiker haben deshalb ein Unterstützungsvideo gedreht.

Von Franz Kotteder

Der Ort ist gut gewählt: Das Wirtshaus Beim Sedlmayr, nahe des Viktualienmarkts, hat keinen Innenhof, keine Tische vor dem Haus und erst recht keinen dieser neuen Schanigärten. Und demzufolge derzeit auch kaum Gäste, obwohl man sonst immer reservieren musste, um überhaupt einen Platz zu bekommen. Dieses Phänomen ist aber in der ganzen Stadt zu beobachten: Seit es Corona gibt, wollen die Menschen nicht mehr drinnen sitzen. Viele Wirte stehen vor der Pleite.

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Rudi Färber, Küchenchef und Wirt vom Sedlmayr, verfügt immerhin über eine gehörige Portion Galgenhumor, denn er stellte nicht nur sein Wirtshaus für das neueste launige Gastro-Solidaritätsvideo zur Verfügung, sondern spielte auch noch in einer Nebenrolle mit. Zusammen mit einer Reihe Prominenter aus Politik und Kabarett. Der Musikkabarettist und Münchner SPD-Stadtrat Roland Hefter hat es zusammen mit Monika Gruber und dafür den Wirtshausklassiker "In München steht ein Hofbräuhaus" mit seinem beliebten wiesnerprobten Refrain "Oans, zwoa, gsuffa" umgedichtet, und so heißt es nun: "Der Wirt steht in seim Wirtshaus drin, mit ein, zwei Gästen".

Die Gäste - übrigens mehr als einer oder zwei - sind Jürgen Kirner von der Couplet AG, Monika Gruber, die zwei Kindern erklären will, was ein Wirtshaus eigentlich ist, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit seiner Frau Petra, und am Schluss des Zweieinhalbminüters schneit dann auch noch Manni Schwabl herein. Als ehemaliger Sechziger-Spieler und jetziger Präsident der Spielvereinigung Unterhaching ist ihm Selbstironie und Galgenhumor eh vertraut, und so hat er die Textzeile bekommen: "Do is ja gar nix los, do herin. Des is ja wie bei uns im Hachinger Stadion."

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Hefter, laut Monika Gruber "der Ed Sheeran von Bayern", macht den Schankkellner, Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) spielt eine Kellnerin, die noch "so 250 Schweinsbraten" in der Küche hat, wo wiederum Alfons Schuhbeck und Rudi Färber Karten spielen oder mit Handarbeiten beschäftigt sind. Dieter Reiter bleibt es am Ende vorbehalten, den Titel des Videos beizusteuern - "Geh ma' auf a Abstandshoibe".

Die ganze Nummer ist, alles in allem, mehr so mittellustig, jedenfalls aus Sicht der Gastronomen. Die finden die derzeitigen Zustände, logisch, eher zum Weinen. Roland Hefter aber rechnet mal salopp mit drei Millionen Aufrufen des Videos im Netz, und wenn jeder Klick eine Abstandshoibe zur Folge hat, dann ist schon mal was gewonnen.

© SZ vom 27.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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