Krankenversicherung:Debeka kauft sich ins Netzwerk "Wir für Gesundheit" ein

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Hand-Chirurgie in einer Unfallklinik - wer eine bevorzugte Behandlung oder ein Einbettzimmer möchte, braucht meist eine Zusatzversicherung. (Foto: Arne Dedert/dpa)

So will der größte private Krankenversicherer das Geschäft in der betrieblichen Krankenversicherung ausbauen. Bei "Wir für Gesundheit" erwerben Arbeitgeber Zusatzpolicen für ihre Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter.

Von Ilse Schlingensiepen, Köln

Deutschlands größter privater Krankenversicherer Debeka beteiligt sich mit einem Drittel am Gesundheitsnetzwerk "Wir für Gesundheit". Die anderen beiden Drittel halten die privaten Klinikketten Asklepios und Helios. Von dem Schritt erhofft sich Debeka den Ausbau des Geschäfts in der betrieblichen Krankenversicherung und mehr Möglichkeiten, eine aktive Rolle in der Versorgung seiner Versicherten zu übernehmen.

"Wir für Gesundheit" sieht sich als das größte deutsche Gesundheitsnetzwerk. Angeschlossen sind bundesweit mehr als 300 Kliniken sowie Medizinische Versorgungszentren und Praxen niedergelassener Ärzte. Es machen nicht nur private Kliniken mit. Um sich beteiligen zu können, müssen die Einrichtungen bestimmte Qualitätskriterien erfüllen.

Bislang hielten Asklepios und Helios jeweils die Hälfte der Anteile an der Betreiber-GmbH. Es handelt sich um eine Vertriebsgesellschaft, sie ist als Versicherungsvermittler eingetragen. Wie viel genau die Debeka für ihre Beteiligung gezahlt hat, ist nicht bekannt. Es soll sich aber um einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag handeln.

Zusatz-Policen als Mittel zur Mitarbeiterbindung

Das Besondere an "Wir für Gesundheit": Das Netzwerk verknüpft sein Angebot seit 2014 mit Leistungen der betrieblichen Krankenversicherung (bKV). In diesem Zweig der privaten Krankenversicherung schließen Arbeitgeber für ihre Belegschaften Zusatzversicherungen ab, die den Schutz in der gesetzlichen Krankenversicherung ergänzen. Sie gelten als Mittel der Mitarbeitergewinnung und -bindung.

Bei "Wir für Gesundheit" kaufen die Arbeitgeber Zusatzpolicen, die den Mitarbeitern in den Netzwerk-Kliniken über die sogenannte Plus Card den Status von Privatpatienten verschaffen, also die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer sowie die Behandlung bei einem Arzt der Wahl. Zum Paket gehören auch die Vermittlung von Terminen beim Facharzt und ein Zweitmeinungsservice. Bislang haben 600 Unternehmen mit 120 000 Beschäftigten die Plus Card abgeschlossen.

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Der Versicherer der vier unterschiedlichen Plus-Card-Tarife war von Anfang an die Debeka. "Wir haben uns entschieden, strategisch an dem Projekt mitzuwirken", sagt Vorstand Roland Weber. Die Hoffnung ist, den Vertrieb von bKV-Policen noch stärker anzukurbeln. Über die Plus Card kommt der größte Teil des bKV-Geschäfts der Debeka. Weber ist optimistisch, dass dieser Bereich künftig an Bedeutung gewinnen wird. Ein Grund: Es ist jetzt endgültig klar, dass die Beiträge als Sachlohn eingeordnet werden und nicht als zu versteuernder Barlohn.

Mehr digitale Angebote

Die Beteiligung ist für die Debeka auch aus einem anderen Grund interessant - sie bietet ihr einen weiteren Ansatz im Gesundheitsmanagement, also bei der Steuerung der Versorgung der Versicherten. "Wir erarbeiten gemeinsam mit Asklepios und Helios neue Versorgungskonzepte", sagt Weber. Einzelheiten nennt er nicht.

Die Digitalisierung wird auf jeden Fall eine Rolle spielen. "Künftig wollen wir die Plus Card gemeinsam mit der Debeka und unserer Digitalplattform Curalie um digitale Angebote erweitern, die zusätzlichen Mehrwert für Arbeitgeber und deren Belegschaften bedeuten", kündigt Helios-Geschäftsführer Enrico Jensch an. Curalie ist ein Digital-Health-Unternehmen, das digitale Gesundheitsangebote entwickelt und ebenso wie Helios zum Fresenius-Konzern gehört.

© SZ vom 28.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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