Circus Krone:Warum sich Menschen um abgefüllten Löwenkot reißen

Für fünf Euro pro Glas verkauft der Circus Krone Raubtier-Exkremente: Scharf im Geruch zwar, aber für bestimmte Zwecke unübertroffen in der Wirkung.

Von Christian Rost

Dieses Wundermittel, sagt Martin Lacey jr., vertreibe Katzen aus Blumenbeeten und halte Marder von Autos fern. Falls es nicht funktioniert, erstattet Lacey jr. den Kaufpreis zurück. Fünf Euro kostet ein Glas. Der Mann klingt wie ein Marktschreier, tatsächlich aber ist er Löwendompteur, entstammt einer englischen Zirkusfamilie und hat in die Münchner Circus-Krone-Familie eingeheiratet. Für den laut Eigenwerbung größten Zirkus der Welt, der pandemiebedingt pausieren muss, rührt er gerade die Werbetrommel auf ungewöhnliche Art. Er lässt den Kot seiner 26 Raubkatzen in Marmeladengläser füllen und bietet das Produkt feil. Die Kunden reagieren begeistert.

Mit den Exkrementen von Tieren lässt sich allerhand anstellen. Das Haus der Natur in Montorge im Schweizer Kanton Wallis hat dem Thema gerade eine eigene Ausstellung mit dem Titel "Crotte alors!" - "So ein Mist!" gewidmet. Wie entstehen Pferdeäpfel, Kuhfladen, Vogeldreck, warum fressen Hühner Kieselsteine, und weshalb riecht der Kot von Fleischfressern besonders streng? Der Betrachter wird direkt hineingeführt in den Kreislauf der Natur und wundert sich über den Facettenreichtum von Ausscheidungen, die Menschen anekeln und faszinieren gleichermaßen. Als Dung ist Kot für die Nährstoffzufuhr in Böden unabdingbar, im allgemeinen Sprachgebrauch hat er in allerlei Varianten als Schimpfwort seinen festen Platz. "Merde", wie der Franzose sagt.

Für Martin Lacey jr., der mit seiner Mannschaft täglich drei Stunden die Raubtierkäfige im Zirkus reinigt, ist der Löwenkot ein wertvolles biologisches Produkt. Scharf im Geruch zwar, aber für bestimmte Zwecke unübertroffen in der Wirkung. Angeblich setzt die israelische Armee schon seit Jahren Löwenkot an der Nordgrenze des Landes zur Abschreckung von Wildschweinen ein. Die trieben sich nachts in den Grenzanlagen herum und lösten regelmäßig Alarm aus. Damit die Soldaten wieder ruhig schlafen können, wird Löwendreck verstreut. Die Wildschweine bleiben seither fern.

Diesen Effekt nutzen nun auch etliche Gartenbesitzer in München: als Geheimwaffe für unerwünschtes Getier. An diesem Montag hat Lacey jr. das zweitausendste Glas mit Löwenkot verkauft. Elefantenhaufen und Pferdeäpfel gibt der Zirkus schon seit Jahren als Düngemittel ab. Interessenten gebe es reichlich, sagt Lacey jr. Beim Löwenkot sollte aber vorsichtig dosiert werden, warnt er: "Sonst vertreiben Sie nicht nur Tiere, sondern auch Ihre Nachbarn."

Weil das Geschäft so gut läuft, steht künftig wochentags vor dem Krone-Bau im Stadtteil Maxvorstadt ein Pop-up-Store, der auf den Namen "Mr. Poo" getauft wurde. Was dies übersetzt heißt, verrät die Optik: Es handelt sich um ein mehr als drei Meter großes Gebilde aus Pappmaché, das einen Kothaufen darstellt. Vorbild ist das entsprechende Emoji. Durch einen Schlitz reicht der Kunde einem Zirkusmitarbeiter ins Innere des Haufens das Geld, heraus kommt das Glas. Der Erlös kommt einem Verein zugute, der sich für bessere Haltungsbedingungen von Tieren einsetzt. Der Kot-Verkauf dient somit auch der Imagepolitur des Circus Krone, den Tierschutzorganisationen für seine Haltung von exotischen Tieren seit Jahren kritisieren.

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