Covid-19 in den USA:Demokraten halten mehr Abstand als Republikaner

Protest against racial inequality in Portland

Maske oder nicht? In den USA häufig eine Frage der Parteizugehörigkeit.

(Foto: CAITLIN OCHS/REUTERS)

Daten von Millionen Smartphones zeigen, wie gespalten die Amerikaner auf das Coronavirus reagieren. Eine mögliche Erklärung ist die Parteizugehörigkeit.

Von Christoph von Eichhorn

In kaum einem Land ist die öffentliche Reaktion auf die Corona-Pandemie so gespalten wie in den USA: Während US-Präsident Donald Trump das Virus zunächst als "gewöhnliche Grippe" bezeichnete und republikanische Gouverneure lange Zeit Maßnahmen zur Eindämmung scheuten, betonen demokratische Politiker eher die Gefahren der Pandemie.

Die Spaltung ist jedoch nicht auf Politik und Medien beschränkt; wie eine Studie im Journal of Public Economics zeigt, reagieren auch die Amerikaner selbst je nach Parteipräferenz unterschiedlich auf das Coronavirus. Im Vergleich zu Republikanern halten Demokraten die Bedrohung durch die Pandemie demnach für größer und reduzieren ihre Kontakte stärker, um Ansteckungen zu vermeiden.

Das Team um Hunt Allcott von der New York University wertete dazu unter anderem Mobilfunkdaten von 45 Millionen Smartphones in den USA aus. Die Aufzeichnungen, die von einer Analysefirma stammen, zeigen, wie häufig öffentliche Orte wie Geschäfte, Restaurants und Kinos zwischen Ende Januar und Anfang Juli besucht wurden.

Die Wissenschaftler verglichen diese Daten mit den Abstimmungsergebnissen bei der Präsidentschaftswahl 2016. In den Bezirken, in denen Donald Trump besonders viele Stimmen erhielt, gingen die Menschen während der Pandemie häufiger in die Öffentlichkeit als in Hochburgen der Demokraten. Zwar sanken Anfang März überall im Land die Besuchszahlen von Geschäften und Restaurants, kurz darauf bildete sich jedoch ein Unterschied zwischen demokratisch und republikanisch geprägten Regionen heraus, der seitdem eher noch größer geworden ist. Während die Besuchszahlen öffentlicher Orte in republikanisch dominierten Regionen Anfang Juli wieder etwa 80 Prozent der Vor-Corona-Zeit erreichten, waren es in Hochburgen der Demokraten rund 60 Prozent.

Die Autoren schränken ein, dass die Demokraten eher in dicht besiedelten, städtischen Regionen stark sind, wo sich das Coronavirus mitunter früher und heftiger verbreitet hatte. Die Unterschiede in den Bewegungsmustern waren jedoch selbst dann ausgeprägt, nachdem die Forscher regional unterschiedliche Verläufe von Covid-19 herausgerechnet hatten sowie andere Einflussfaktoren wie die örtliche Wirtschaftskraft und das Wetter. Eine begleitende Umfrage bestätigte das Bild: Demokraten hielten Social-Distancing-Maßnahmen im Schnitt für wirkungsvoller als Republikaner und gaben häufiger an, ihre Reiseplanung an die Pandemie anzupassen oder Zusammenkünfte zu vermeiden.

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Die Studie bestätigt andere Arbeiten, die bereits Unterschiede nach Parteizugehörigkeit nachgewiesen hatten, etwa beim Tragen von Masken. Mindestens drei Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Medienkonsum dabei eine Rolle spielt. Sind Menschen Berichten ausgesetzt, die das Risiko von Covid-19 herunterspielen, befolgen sie im Schnitt seltener Präventionsmaßnahmen.

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