Corona-Hilfe aus dem Stadtrat:Gäste dürfen draußen bleiben

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Aus dem Sommer wird womöglich ein "Winter in der Stadt": Die CSU fordert, dass Wirte ihre Freischankflächen auch in der kalten Jahreszeit nutzen können - zum Bratwurstverkauf oder Eisstockschießen.

Von Franz Kotteder, München

Von Politikern wünscht man sich gelegentlich, dass sie vorausschauend handeln. Insofern ist der CSU-Stadtrat Alexander Reissl durchaus nicht zu früh dran, wenn er sich im ärgsten Hochsommer Gedanken über den "Winter in der Stadt" macht. Am Montag stellte er nämlich zusammen mit seiner Fraktionskollegin Evelyne Menges den Antrag, die städtische Satzung zu den Freischankflächen zu ändern - und zwar so, dass die von den Gaststätten im Winter auch für andere Angebote genutzt werden können. Bislang ist das nicht möglich.

"Nachdem die gastronomischen Betriebe ihre Freischankflächen wegen der Corona-Pandemie im Sommer ausweiten konnten", so Reissl, "wäre es sehr schön, wenn sie das Angebot im Winter zum Beispiel um einen Straßenverkauf von Heißgetränken, womöglich eine Eisstockbahn oder ähnliches erweitern könnten." Da hätten die Münchner etwas davon, die derzeit nicht nur wegen des Wetters, sondern auch wegen der Viren am liebsten im Freien säßen, aber auch die Wirte. Reissl: "Denen wäre auch geholfen, wenn sie zum Beispiel Bratwürste oder Glühwein dort verkaufen dürften."

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Das klingt ein bisschen nach einem dezentralen Christkindlmarkt, und bislang ist ja noch gar nicht entschieden, ob es den in diesem Jahr geben wird. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) betont ja immer wieder, das hänge letztlich von der Infektionsrate ab, und eine schnelle Entscheidung sei nicht nötig. Reissl sagt, er habe bei seinem Antrag nicht daran gedacht, Christkindlmärkte zu ersetzen. Er zeigt sich aber skeptisch: "Die funktionierenden Christkindlmärkte haben alle diese kuschelige Enge. Und das wird wohl diesmal ganz sicher nicht möglich sein." Und der viel gelobte "Sommer in der Stadt" sei oft "eine eher traurige Angelegenheit, verglichen mit einem richtigen Jahrmarkt".

Der Vorstoß der CSU findet bei den anderen großen Fraktionen Zustimmung. Stadtrat Dominik Krause (Grüne) sagt: "Grundsätzlich können wir uns das schon vorstellen." Die Gaststätten werde es im Herbst und Winter ganz sicher wieder härter treffen, und man müsse sich Gedanken machen, wie man ihnen unter die Arme greifen könne. "Wenn sich da ein Weg auftut, werden wir den mitgehen." Auch Stadtrat Christian Vorländer (SPD/Volt) signalisiert bereits Zustimmung: "Da sind wir aufgeschlossen und fordern ja schon länger, sich auch für den Winter etwas zu überlegen, wie man der Gastronomie helfen kann." Die bisherigen Angebote im Sommer würden hervorragend angenommen, die Menschen säßen nicht nur wegen der Ansteckungsgefahr lieber im Freien als in geschlossenen Räumen. "Die Blaupause für die Erfahrungen sind für mich die Schanigärten in den Parkbuchten, die werden unheimlich gut angenommen und es gibt kaum einmal Beschwerden." Die Voraussetzung sei aber, dass auch winterliche Freischankflächen "umwelt- und nachbarschaftsverträglich" seien.

© SZ vom 11.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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