Keime im Löwenkot:"Steht ja drauf, dass man das nicht essen soll"

Nach Vorwürfen von Tierschützern überprüft Zirkus Löwen-Kot

Dompteur Martin Lacey jr. und King Tonga, dem Lieferanten des begehrten Glasinhalts.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Mit einem Gutachten warnen Tierschützer vor Keimen im verkauften Löwenkot des Circus Krone. Die Behörden sehen aber keinen Grund einzuschreiten

Von Christian Rost

Seit zwei Monaten verkauft der Circus Krone in München Löwenkot in Marmeladengläsern als Abschreckungsmittel für Katzen, Marder und anderes Getier. Die originelle Aktion soll Geld in die Kasse eines Vereins bringen, mit dem sich Krone-Dompteur Martin Lacey jr. für eine bessere Tierhaltung einsetzt. Der Zirkus ist selbst seit vielen Jahren wegen seiner Haltung exotischer Tiere in der Kritik.

Die durchaus erfolgreiche Löwenkot-Aktion mit bislang mehr als zweitausend verkauften Gläsern zu fünf Euro das Stück hat deshalb nicht nur Gartenbesitzer und Autofahrer in Scharen angelockt, die ihre Beete oder Motorräume frei von vierbeinigen Besuchern halten wollen, sondern auch Tierschützer. Eine Aktionsgruppe hat den Kot nun in einem Labor untersuchen lassen und multiresistente Keime darin gefunden. Mit diesem Laborergebnis wird vor dem Kauf des Löwenkots gewarnt.

Dass in Kot Keime nachgewiesen werden, die sich mit Antibiotika schwer oder gar nicht mehr bekämpfen lassen, ist nicht ungewöhnlich. Laut Robert-Koch-Institut sind die entsprechenden Bakterien in Böden und Oberflächengewässern weit verbreitet und deshalb auch in der gesunden Darmflora von Mensch und Tier nachweisbar. Die Aktionsgruppe Tierrechte Bayern nimmt den Laborbefund dennoch zum Anlass, dem Circus Krone vors Schienbein zu treten. Simon Fischer, Sprecher der Gruppe, räumt dies auch offen ein: "Es war uns natürlich bewusst, dass in Kot grundsätzlich Keime enthalten sind. Der Verkauf des Löwenkots war aber eine Einladung für uns, auf die Probleme der Tierhaltung in Zirkussen aufmerksam zu machen."

"Der Verkauf von Tierkot ist nicht reglementiert"

Ob es um die Haltung von Vögeln, Bären oder Affen geht - in der Vergangenheit hat die Aktionsgruppe immer wieder auf angebliche Missstände aufmerksam gemacht - auch beim Circus Krone. Und wegen ihrer fragwürdigen Methoden haben die Tierschützer selbst oft genug Kritik auf sich gezogen. Auch die Warnung vor dem Löwenkot könnte sich als Bumerang erweisen. Jedenfalls sieht das Kreisverwaltungsreferat, bei dem das Veterinäramt angesiedelt ist, bislang keinen Grund, gegen den Verkauf vorzugehen.

"Der Verkauf von Tierkot ist nicht reglementiert", sagt Behördensprecher Johannes Mayer. Wer ein Tier besitze und einen Abnehmer für dessen Hinterlassenschaften finde, dann spreche aus rechtlicher Sicht nichts dagegen. Sollte mit dem Produkt etwas "grob nicht in Ordnung sein", wie Mayer sagt, dann würden natürlich die Veterinär- oder Gesundheitsämter tätig. Im Fall Krone hat das Veterinäramt bislang keine Erkenntnisse, dass mit den Raubtieren etwas nicht stimmen könnte. Die Tierärzte besuchen den Betrieb regelmäßig und haben laut Mayer ein besonderes Augenmerk darauf.

Lacey jr. will mit seiner Aktion nicht nur Geld für seinen Verein einsammeln, sondern die Menschen "in der schwierigen Corona-Zeit auch zum Schmunzeln bringen". Unterhaltung sei die Aufgabe eines Zirkus', sagt er. Von der Aktionsgruppe Tierrechte fühlt sich der Dompteur seit jeher unfair behandelt. "Dass sie nun aber ohne jedes Fachwissen solche Behauptungen aufstellen, geht zu weit." Lacey jr. will den Löwenkot weiterhin verkaufen. "Auf den Gläser steht ja drauf, dass man das nicht essen soll."

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