Champions League gegen Barcelona:Wie Alabas Verhandlungskünstler die Bayern nervt

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Dass bei den Bayern vor dem Duell mit Barcelona die Verhandlungen mit Alaba stocken, liegt auch am Taktieren seines Beraters - sein Klient könnte bald Riesensummen verdienen.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Der Mann, der die Verantwortlichen des FC Bayern gerade wieder ziemlich erfolgreich nervt, reist am liebsten bequem. Weite, etwas zu lange Hosen, gerne auch ein Trainingsanzug, womöglich in gewagten Farbkombinationen, so zumindest beschreiben Menschen, die ihn ein bisschen kennen, seinen Kleidungsstil. Durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen spaziert er vermutlich recht ungestört, mit diesem Aussehen und Auftreten eines Mannes, der es sich nun, im Alter von 76 Jahren, einfach gutgehen lässt. Doch der auf den ersten Blick so unscheinbare Mann, der die Verantwortlichen des FC Bayern seit Wochen nervt, der in diesen Tagen in Lissabon erwartet wird, ist einer der wichtigsten Schattenmänner des Weltfußballs.

An diesem Freitag spielt der FC Bayern beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon sein Viertelfinale gegen den FC Barcelona, die Partie ist für den Klub der wichtigste Programmpunkt der Reise; sollte die Mannschaft gewinnen, wären das dann folgende Halbfinale und womöglich gar das Finale weitere wichtige Programmpunkte. Doch direkt nach diesen Spielen kommt in der Wichtigkeit für den Verein ein Treffen mit dem Mann, der eine Vorliebe für Jogginganzüge hat, der zur Verabredung mit der Münchner Delegation aber bestimmt in Sakko und Hemd erscheinen wird (beides aber eher nicht in Slim Fit): ein Treffen mit Pini Zahavi.

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Der Verwandlungskünstler Zahavi arbeitet seit dem Frühjahr als Berater von Abwehrchef David Alaba, wobei Berater vielleicht nicht die richtige Bezeichnung ist. Alaba ist 28 Jahre alt, er ist der erste Österreicher, der ein Champions-League-Finale bestritten hat (und es auch gewonnen hat, 2013 war das), er war neunmal deutscher Meister, seit wenigen Monaten ist er Vater - Alaba weiß also selbst ganz gut, was er will, und für Ratschläge hat er auch Menschen wie seinen Vater George. Zahavi ist kein klassischer Berater, er ist eher ein Verhandler. Er kommt ins Spiel, wenn das ganz große Ding gedreht werden soll. Er kommt dazu, wenn es ums Geld geht. Vielleicht auch nur noch ums Geld. Und das macht die Gespräche mit Zahavi für die Strategen des FC Bayern so anstrengend.

Im Frühjahr haben die Bayern die Gespräche mit den Spielern aufgenommen, die sie über deren Vertragsende im Sommer 2021 hinaus halten wollen. Thomas Müller verlängerte relativ geräuschlos. Manuel Neuer verlängerte mit Nebengeräuschen. Thiago Alcántara bekam ein aufgebessertes Angebot, das er auf einmal nicht mehr annehmen wollte; im Klub erwarten alle, dass er nach dem Turnier wechseln wird. Der vierte, mit dem die Bayern unbedingt verlängern wollen, ist Alaba. Doch viel weiter als im Frühjahr sind die Verhandlungen nicht. Und das liegt auch an der Taktik von Pini Zahavi.

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Seit 1979 vermittelt der Israeli Spieler an Klubs und Klubs an neue Eigentümer, gerade in England kennt er überall die Entscheider; 2003 brachte er Roman Abramowitsch und den FC Chelsea zusammen. 2018 engagierte Bayern-Angreifer Robert Lewandowski diesen Zahavi, er sollte ihn zu Real Madrid transferieren. Was diesen Wunsch anging, scheiterte Zahavi. Er tröstete Lewandowski aber mit einer Vertragsverlängerung, die ihn zum Bestverdiener im Kader des FC Bayern gemacht hat.

In Verhandlungen ruft Zahavi angeblich eine selbst für den Profifußball irrsinnige Summen als Gehalt auf, und so ging er auch in die ersten Gespräche über Alabas Zukunft. Von dieser Summe rückt er erst mal nicht ab, er wartet, ob sich die anderen bewegen, diese Sturheit ist schon ein Großteil seines Verhandlungsgeschicks.

Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß nannte ihn einen "geldgierigen Piranha": Spielerberater Pini Zahavi. (Foto: Andy Rowland/Prime Media/Imago)

Im Poker um David Alaba muss Sportvorstand Hasan Salihamidzic daraufhin einmal sehr sauer geworden sein, und der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge richtete Ende Juli an Zahavi die öffentliche Botschaft, dass es ein Irrtum sei, "dass trotz Corona in der Welt die Sonne draußen noch hell scheint".

Die Bayern sind auch frustriert über den Verlauf der Gespräche, weil sie finden, dass sie für Alaba weiterhin die beste Wahl sind. Trainer Hansi Flick hat den früheren Außenverteidiger Alaba als Innenverteidiger neu erfunden. Alaba kennt Verein und Stadt, seit er 17 ist. Er wird im Team extrem geschätzt, eine ähnliche Beliebtheit müsste er sich in der Fremde erst erarbeiten.

Dem Vernehmen nach verdient Lewandowski mehr als 20 Millionen Euro im Jahr, mit etwas Abstand folgen weitere Münchner. Derartige Spitzengehälter zahlt sonst kaum ein Klub in Europa. Paris Saint-Germain vielleicht, dazu englische Klubs wie Manchester City und Chelsea. Doch ein Wechsel nach Paris oder England reizt Alaba angeblich nicht. Real Madrid, Barcelona, das könnte er sich vorstellen. Doch es deutet bislang wenig daraufhin, dass einer dieser Klubs ihn will - und ein Gehalt wie jenes in München zahlen kann. Rummenigge sagte daher zu Wochenbeginn: "Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir uns einigen können." Auch in Alabas Umfeld gehen sie inzwischen davon aus, dass er letztlich bleiben wird.

Für diese Tage haben Rummenigge und Salihamidzic sich also wieder mit Zahavi verabredet, eine Einigung erwartet auf beiden Seiten noch niemand. Aber sollte die Reise nach Lissabon einmal als erfolgreich gelten, dann vielleicht auch wegen dieses Treffens.

© SZ vom 14.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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