Champions League:Die Qualität der deutschen Fußballlehre ist kein Zufall

Champions League: Die drei deutschen Coaches im Champions-League-Halbfinale: Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann und Hansi Flick (v.l.n.r.).

Die drei deutschen Coaches im Champions-League-Halbfinale: Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann und Hansi Flick (v.l.n.r.).

(Foto: AP, AFP, dpa)

Drei deutsche Trainer stehen im Halbfinale der Champions League. Flick, Tuchel und Nagelsmann haben jeweils ihren eigenen Stil - doch eine Sache eint sie alle.

Kommentar von Philipp Selldorf

Von Englands Fußball heißt es seit Jahren, dass er nicht nur ein monumentales Torwartproblem hat, sondern auch unter einem gravierenden Mangel an Spitzentrainern leidet. Sieht man von Manchester Uniteds Regenten Sir Alex Ferguson ab, der in Glasgow geboren wurde und mithin ein Schotte ist, muss man bis 1992 zurückblättern, um einen original englischen Meistertrainer zu finden: Howard Wilkinson, Leeds United. Seitdem gewannen - Ausnahme Sir Alex - Import-Dozenten aus Festland-Europa und Übersee die Premier League.

Nun landeten bei der traditionellen Abstimmung über den Trainer des Jahres gleich drei Briten vorne: Brendan Rodgers (Leicester City), Frank Lampard (FC Chelsea), Chris Wilder (Sheffield United). Nationaler Meister wurde allerdings abermals ein zugewanderter Fußball-Lehrer, und es war nahezu unvermeidlich, dass der neue Titelträger Jürgen Klopp ( 53, Liverpool) auch zum Trainer des Jahres gekürt wurde. Er ist der erste Deutsche, der den Preis gewann, was nicht so verwunderlich ist, da erst 2014 erstmals ein deutscher Trainer bei einem englischen Erstligisten unterkam: Den Abstieg mit dem FC Fulham hat Felix Magath nicht verhindern können, bald war er wieder weg und hinterließ selbst im Heimatland der Exzentriker eine Menge Erstaunen.

Jetzt staunen nicht nur die Engländern über die gewinnbringende Qualität der deutschen Fußball-Lehre, denn für die Tatsache, dass drei deutsche Trainer im Halbfinale der Champions League stehen, mag es manche Erklärung geben - nicht aber die, dass es sich um reinen Zufall handelt. Zumal keiner der drei Trainer Jürgen Klopp heißt. Neben den beteiligten Individuen - Julian Nagelsmann (33, Leipzig), Thomas Tuchel (46, Paris), Hansi Flick (55, München) - mit ihren sehr unterschiedlichen Herangehensweisen haben an der neudeutschen Prägung des internationalen Fußballs sowohl die Bundesliga als auch die akademische Ausbildung des Deutschen Fußball-Bundes Anteil. Dazu kommt der Einfluss von Vordenkern, die aus ihren Theorien praktische Grundlagen geschaffen haben, wobei der wichtigste und zugleich typischste deutsche Vordenker sicherlich Ralf Rangnick, 62, ist, beileibe nicht nur deshalb, weil in seinem Sport-Labor der Halbfinalist RB Leipzig erfunden wurde.

Im Fußball kommt es immer wieder vor, dass aus einem gesegneten Jahrgang eine Generation großer Spieler hervorgeht. Im Trainerfach ist das anders: Nagelsmann und Flick trennen mehr als zwanzig Lebensjahre, Tuchel und Klopp sind zwar durch ihre schwäbische Herkunft Landsleute und gemäß ihrer Arbeitgeber-Historie (Mainz, Dortmund) verbunden, aber sie haben eigene Methoden. Was die vier Trainer eint, ist die zeitgemäße, Rangnick-getreue Adaption des Spiels, in dem immer und überall Ball und Gegner zu hetzen sind. So wurde Deutschland zum Lieferanten für den internationalen Trainermarkt, siehe Niko Kovac (Monaco). Bloß Ralf Rangnick wartet nach dem misslungenen Einstieg beim AC Mailand noch auf seinen großen Auftritt in der Champions League.

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