Wetterextreme:Hitzerekord im Tal des Todes

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Tal der Hitze: Death-Valley-Nationalpark in Kalifornien. (Foto: DAVID BECKER/REUTERS)

Im kalifornischen Death Valley war es am vergangenen Sonntag 54,4 Grad Celsius heiß. Das könnte der weltweit höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen sein.

Von Julian Rodemann

Einfach rausgehen, auf das Thermometer schauen und die Temperatur ablesen - so leicht machen es sich Meteorologen nicht. Ihre Messstationen zeichnen neben der Temperatur auch Luftdruck und -feuchtigkeit, Windstärke sowie eine ganze Reihe weiterer physikalischer Größen auf. Am Montag blickten die Meteorologen des US-amerikanischen Wetterdiensts jedoch nur auf einen einzigen Wert: 54,4 Grad Celsius. Eine ihrer Wetterstationen im Ort Furnace Creek meldete am Sonntagnachmittag um 15.41 Uhr Ortszeit diese rekordverdächtige Temperatur. Womöglich ist es die höchste seit Beginn der Messungen. Furnace Creek liegt im Death Valley, dem Tal des Todes, an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada.

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf muss die Messung zwar noch offiziell bestätigen, doch bisher sieht es ganz danach aus, dass die Experten der WMO den Wert anerkennen werden. "Alles, was ich bisher gesehen habe, deutet darauf hin, dass das eine legitime Messung ist", zitiert die Washington Post Randy Cerveny, Leiter der Abteilung für Wetter- und Klimaextreme bei der WMO.

Das Tal des Todes liegt mehr als 80 Meter unter dem Meeresspiegel und ist von 3000 Meter hohen Bergen umgeben. Im Sommer heizt die Sonne das Wüstental dadurch wie einen Backofen auf. Der weltweite Temperaturrekord stammt nicht umsonst ebenfalls von dort: Im Juli 1913 sollen im Death Valley 56,7 Grad Celsius gemessen worden sein. Doch an diesem Wert gibt es Zweifel; das damalige Messgerät ist mit den viel präziseren, heutigen Messinstrumenten nicht zu vergleichen. Auch der offiziell zweithöchste Wert, 55 Grad in Tunesien im Jahr 1931, wird von Meteorologen seit einiger Zeit kritisch gesehen. Der vergangene Sonntag könnte also als heißester Tag seit Beginn der Messungen in die Geschichtsbücher eingehen, sollte die WMO die alten Messungen für ungültig erklären - was sie bei anderen vermeintlichen historischen Rekordmessungen bereits getan hat.

In den USA sterben jährlich doppelt so viele Menschen an den Folgen von Hitzewellen wie durch Tornados

Um Temperaturrekorde gibt es immer wieder Streit. So zweifeln einige Meteorologen auch am deutschen Höchstwert von 42,6 Grad aus dem vergangenen Jahr, gemessen in Lingen im Emsland. Das Problem aus ihrer Sicht: Die Messstation liege in einer grabartigen Senke mit geringem Luftumsatz und sei daher nicht repräsentativ für den Ort. Der Deutsche Wetterdienst hält jedoch an dem Wert fest.

Für die betroffenen Ökosysteme sind punktuelle Höchstwerte ohnehin nur von geringer Relevanz. Menschen, Tiere und Pflanzen leiden vor allem unter lang anhaltenden Hitzewellen - wie zurzeit in Sibiren und eben im Westen der USA, wo die Temperaturen mancherorts im Mittel 15 Grad über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Die Folgen sind fatal: Wald- und Buschbrände zerstören die Lebensräume vieler Tiere und kommen auch menschlichen Siedlungen nahe, wo insbesondere ältere Menschen unter der Hitze leiden. Laut der US-Atmosphärenbehörde NOAA sterben in den USA jährlich doppelt so viele Menschen an den Folgen von Hitzewellen wie durch Tornados und mehr als durch irgendeine andere Naturkatastrophe.

Auch wenn es extreme Wettereignisse wie Hitzewellen immer gab und sie durch komplexe Konstellationen in der Atmosphäre entstehen, macht sie der Klimawandel deutlich wahrscheinlicher. Hitzewellen wie die im Juli des vergangenen Jahres in Westeuropa treten infolge der Erderwärmung mit einer etwa zehnmal höheren Wahrscheinlichkeit auf, berechneten Wissenschaftler des World-Weather-Attribution-Projekts.

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