Namensstreit:Der oder das Spatzi ist nicht Spitze

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Gerade einmal einen Tag stand die Limonade Spatzi in den Supermarktregalen. Allerdings ist der Name einer geschützten Marke zum Verwechseln ähnlich und muss nun umgetauft werden. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Eine Brauerei aus Wunsiedel hat Ärger mit ihrem Cola-Mixgetränk. Denn das Spatzi darf nicht so ähnlich wie das Spezi heißen. Oder der Spezi? Das ist wieder eine andere Frage.

Glosse von Florian Fuchs

Spatzi ist Spitze, haben sie sich wohl bei der Lang-Brauerei in Wunsiedel gedacht und ihr Cola-Mixgetränk ebenso genannt. Weil aber nur Spezi Spitze ist, darf die oberfränkische Brauerei ihr Getränk nun nicht weiter vertreiben und muss zudem alle Plakate vernichten und die Werbung im Internet löschen. "Spezi" ist seit den Fünfzigerjahren eine eingetragene Marke, als das Brauhaus Riegele aus Augsburg zunächst ein Bier unter dem Namen herstellte und dann eine Marktlücke erkannte: In deutschen Gaststätten - im Ausland schmeckt der Mix bis heute fast niemandem - schütteten die Wirte damals oft Cola und Orangenlimonade zusammen.

Den Aufwand wollte Riegele ersparen und füllte das Mixgetränk gleich fertig hergestellt ab: "Spezi" war geboren, den Namen dürfen heute nur Lizenznehmer nutzen. "Spatzi - Don't call it Spezi", der Werbeslogan aus Wunsiedel, war also nun schon eine Provokation - und ging juristisch nach hinten los. "Spatzi", sagen Juristen, klingt "Spezi" zu ähnlich.

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Leider wird sich damit auch nie klären, ob es das, der oder die Spatzi geheißen hätte. Beim Original-Spezi weiß das nach knapp 70 Jahren auch noch niemand so recht: Je nach Region, Familientradition oder einfach nur Tagesform heißt es ebenfalls der, die oder das Spezi.

Sprachwissenschaftler können die Sprachverwirrung zwar erklären, aber nicht auflösen: Bei der Lizenzierung der Marke Spezi haben die Erfinder dem Wort demnach schlicht keinen Artikel zugewiesen. Weil nun der eine Sprecher den Begriff Spezi gedanklich etwa um "Getränk" oder "Glas" erweitert, heißt es bei ihm "das Spezi". Andere denken eher an "die Flasche Spezi". "Der Spezi" könnte sich auf den "Schluck Spezi" beziehen. Was den Artikel angeht, sind also alle Varianten zulässig und haben sich nebeneinander etabliert.

Nicht zulässig bleibt es, dem Markennamen "Spezi" allzu forsch nachzueifern. Wobei man den Strategen aus Wunsiedel wohl nicht zu nahe tritt, wenn man vermutet, dass sie die Aufregung um den Namensstreit nicht einkalkuliert hätten. So viel mediale Aufmerksamkeit bekommt man eher selten, in sozialen Netzwerken sucht die Brauerei bereits werbewirksam nach neuen Namen. Vielleicht tut's ja "Schatzi".

© SZ vom 21.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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