Noir-Thriller:Von Gangstern und Gänsen

Eine Stadt sucht einen Polizistenmörder: Welche Rolle spielt Liu Aiai (Gwei Lun Mei) dabei? Und wie gut kennt sie den Verdächtigen? (Foto: Eksystent Filmverleih)

Der chinesische Regisseur Diao Yinan, einer der spannendsten seiner Generation, legt mit "Der See der wilden Gänse" wieder einen formvollendeten Film vor.

Von Josef Grübl

Noch vor wenigen Monaten war Wuhan eine gesichtslose Mega-City in China, heute kennt jedes Kind die Millionenstadt in der Provinz Hubei. Ende 2019 infizierte sich dort der erste Mensch mit dem Coronavirus, diesen Stempel wird man wohl nie wieder loswerden. Dabei hat die Stadt noch viele andere Seiten. Doch ob man in Wuhan zufrieden ist damit, wie die Metropole im Noir-Thriller Der See der wilden Gänse gezeigt wird? Das würde man die Stadtoberen gerne einmal fragen: Der mit dem Berlinale-Gewinnerfilm Feuerwerk am helllichten Tage (2014) auch im Westen bekannt gewordene Regisseur Diao Yinan präsentiert Wuhan als neonfarbenes Gangsterparadies. Dort sind die Sitten rau und die Moral locker, die Menschen tanzen zu Liedern von Boney M. oder Dschinghis Khan. Dann geht es ab in den Untergrund, bei einem Ganoven-Workshop erfahren zukünftige Kriminelle, wie man Mopeds klaut. "Am besten kniet Ihr Euch hin und tut so, als ob Ihr die Schuhe zubindet", bläut ihnen der Ganovenlehrer ein.

Das klappt ganz gut, die Schüler lernen schnell - bis einer von ihnen versehentlich einen Polizisten erschießt. Und da es ein Lösegeld gibt, ist bald nicht nur die halbe Stadt, sondern auch die ganze Unterwelt hinter dem Cop-Killer her. Das erinnert ein wenig an Fritz Langs Klassiker M, doch die Story ist nebensächlich: Der Regisseur schießt ein visuelles Feuerwerk ab, er präsentiert die härtesten Gangster, die wildesten Motorradfahrten und die laszivsten Raucherinnen des Kinojahres.

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Der See der wilden Gänse , Regie: Diao Yinan

© SZ vom 27.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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