Erneuerbare Energie:Solaranlage bei Markt Schwaben wächst im Eiltempo

Erneuerbare Energie: Stolz beim Spatenstich: Sebastian Föstl, Michael Stolze, Manuel Herzog, Markus Scheungrab und Walter Brilmayer (von links).

Stolz beim Spatenstich: Sebastian Föstl, Michael Stolze, Manuel Herzog, Markus Scheungrab und Walter Brilmayer (von links).

(Foto: Christian Endt)

Am Ortsrand von Markt Schwaben entsteht derzeit ein neues Solarkraftwerk. Die Freiflächenanlage ist die erste des kommunalen Energieversorgers Eberwerk.

Von Wieland Bögel, Markt Schwaben

Vor einer Woche war es noch eine ganz normale Wiese am Ortsrand der Marktgemeinde, von übernächstem Montag an ist es das neueste Kraftwerk des Landkreises. Der kommunale Energieversorger Eberwerk, dem der Landkreis und 19 Städte und Gemeinden angehören, wird die Freiflächensolaranlage beim Weiler Haus betreiben und den Strom vermarkten. Dieser soll einmal den Bedarf von etwa 500 Haushalten decken. Zur Halbzeit der Bauarbeiten gab es nun eine Präsentation des Projektes.

Die hieß zwar offiziell Spatenstich, zu graben gab es für die Honoratioren indes nichts mehr, das erledigten die Bauarbeiter im Hintergrund. Während vorne die Daten und Fakten präsentiert wurden, wuchs derweil der Graben für die Erdkabel, die in großen Rollen neben der Einfahrt zur Baustelle bereitlagen. Die Gestelle, auf denen später einmal die Solarmodule montiert werden, waren am Freitag schon zu einem großen Teil aufgebaut. Die restlichen Aluträger lagen auch schon bereit, zwei Arbeiter sortierten noch die zum Aufbau nötigen Schrauben.

Eigentlich hätten an diesem Freitag auch bereits die ersten Solarpaneele aufgeschraubt werden sollen, doch der Transport habe sich um eine Woche verzögert, erklärte Julian Hindelang von der Firma Vispirion. Diese ist auf den Bau von Solaranlagen spezialisiert. Zusammen mit seinem Kollegen Salar Walizade erläuterte Hindelang das Projekt. Bis zum 31. August soll zunächst die Hälfte des Solarparks einsatzbereit sein, das entspricht einer Leistung von etwa 750 Kilowatt Peak, also bei optimalen Bedingungen. Dass es diese auf dem Grundstück zwischen der S-Bahn nach Erding und dem Zug nach Dorfen durchaus gibt, das war zumindest an diesem Augustvormittag unzweifelhaft, Sonne gibt es hier reichlich.

"Heute wird geerntet", erklärte Poings Altbürgermeister Albert Hingerl, in dessen Zeit als Aufsichtsrat beim Eberwerk die Vorbereitungen für das Projekt fielen. Sein Nachfolger auf dem Posten, Markt Schwabens Bürgermeister Michael Stolze, sagte, er freue sich "diesen Leuchtturm in Markt Schwaben zu haben". Ständig werde von der Energiewende geredet, aber hier werde sie auch umgesetzt. Eigentümer Sebastian Föstl, der das Grundstück für 30 Jahre ans Eberwerk verpachtet hat, sagte, es sei schön, jeden Tag den Fortschritt der Arbeiten zu sehen. "Wir haben es vor der Haustür und freuen uns drüber." Denn bei der Energiewende gelte: "Wenn wir es nicht machen, wer denn dann?" Für die Zusammenarbeit mit dem Eberwerk habe sich seine Familie entschieden, weil "wir nicht irgendeinen Investor wollten, den wir nicht kennen".

Auch Manuel Herzog vom Eberwerk freut sich über die Zusammenarbeit, welche ein bislang einmaliges Projekt möglich gemacht habe: die erste Freiflächen-Photovoltaikanlage des Kommunalunternehmens. "Wir sind immer auf der Suche nach Flächen, wo wir Strom erzeugen können." Bislang waren diese stets auf Dächern, etwa den Werkshallen von OCE/Canon in Poing. Dort wurden fünf Dächer mit Solaranlagen ausgerüstet, zusammen erzeugen diese so viel Strom, wie einmal die nun vorgestellte Freiflächenanlage in Markt Schwaben: Bei optimalen Bedingungen liefern die auf 1,5 Hektar verteilten Kollektoren insgesamt 1,5 Megawatt Strom. Pro Jahr geht man von einer Strommenge im Bereich zwischen 1,5 und 1,7 Gigawattstunden aus. Dies entspricht einer Einsparung von 850 Tonnen CO₂, im Vergleich zur gleichen Menge Strom, die aus fossilen Energieträgern erzeugt wird. Grundsätzlich werde man natürlich weitere Dächer für die Stromerzeugung suchen, so Herzog, aber die geplante Leistung der neuen Anlage beim Weiler Haus "ist schon ein Indikator, dass mit Dächern alleine die Energiewende nicht zu schaffen ist".

Dass die Freiflächenanlage nun in zwei Schritten in Betrieb geht, hat mit den Untiefen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zu tun. Damit die Konkurrenz durch die Erneuerbaren nicht zu groß wird, sinkt die Einspeisevergütung, je mehr nachhaltig produzierter Strom angeboten wird. Für die Anlage in Markt Schwaben bedeutet das, wenn der erste Teil wie geplant bis Ende August in Betrieb geht - was laut den Beteiligten trotz der Lieferverzögerungen bei den Modulen klappen soll -, bekommt das Eberwerk 6,53 Cent pro Kilowattstunde Strom, die ins Netz eingespeist werden. Aber nur für die Hälfte der Anlage. Alles, was darüber hinausgeht, werde man zum Marktpreis verkaufen, so Herzog. Die Kunden des Kommunalunternehmens merkten davon aber nichts, den Eberstrom gebe es auch künftig nur zu einem Preis.

Für Eberwerk sei die Anlage laut Herzog "keine Gelddruckmaschine, aber wirtschaftlich". Voraussichtlich im November soll das gesamte Solarkraftwerk ans Netz gehen. Das die Umwelt übrigens nicht nur wegen der CO₂-Vermeidung schone: "Es ist ein Rückzugsort für Flora und Fauna." Die Auswirkungen aufs Landschaftsbild seien ebenfalls gering, die Paneele fügten sich gut ein ins Gleisdreieck. Damit man zumindest einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommt, hatte die Baufirma ein Paneel mitgebracht, sodass der Fototermin mit Föstl, Stolze, Herzog, Vispirion-Chef Markus Scheungrab und Vizelandrat Walter Brilmayer vor der richtigen Kulisse stattfinden konnte.

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