100 Tage im Amt:Andechs: Der erfahrene Optimist

100 Tage im Amt: Ferrori-rotes Dienstfahrzeug: Bürgermeister Georg Scheitz fährt gern mit seinem Vespa-Roller zum Andechser Rathaus und ins Starnberger Landratsamt.

Ferrori-rotes Dienstfahrzeug: Bürgermeister Georg Scheitz fährt gern mit seinem Vespa-Roller zum Andechser Rathaus und ins Starnberger Landratsamt.

(Foto: Arlet Ulfers)

Georg Scheitz setzt als Bürgermeister und Dritter Landrat auf Pragmatismus. Kinderhaus unausgelastet? Ein Familienzentrum ist denkbar.

Von Blanche Mamer

Sein Tagesablauf beginnt so wie in den vergangenen 20 Jahren: Er steht um halb sechs Uhr in der Früh auf und geht für eine halbe Stunde in den Stall. Nach dem Frühstück jedoch ist es anders als früher. Um 7 Uhr ist Krankengymnastik für die Hand angesagt, die er sich kurz vor Amtsantritt schwer verletzt hatte. Danach schwingt sich Georg Scheitz auf seinen Roller - eine Ferrari-rote Vespa - und fährt die drei Kilometer ins Andechser Rathaus. Das Rollerfahren macht ihm richtig Spaß, selbst ins Landratsamt nach Starnberg rollert er bei gutem Wetter.

Seit gut 100 Tagen ist Georg Scheitz jetzt Erster Bürgermeiste seiner Heimatgemeinde und Dritter Landrat in Starnberg. 24 Jahre als Mitglied des Gemeinderats, sechs Jahre als Vizebürgermeister und eine ebenso lange Zeitspanne als Vizelandrat haben ihn bestens vorbereitet. "Im Grunde läuft alles ganz gut", resümiert er denn auch. "Nur die Auslastung der Kindergärten macht mir Sorge." Anders als andere Kommunen im Landkreis hat Andechs derzeit 60 bis 70 Plätze zu viel. Das neue Kinderhaus neben der Carl-Orff-Grundschule in Erling, das vor einem Jahr in Betrieb ging, ist nur zur Hälfte belegt, der Kindergarten in Machtlfing ist ganz zu. Das verursacht ein tiefes Loch in den Kassen der Betreiber. Das BRK, Träger des Kinderhauses, kann die Kosten allein nicht stemmen, schließlich sollten heuer alle Plätze vergeben sein. "Wir überlegen jetzt, ein Familienzentrum einzurichten", sagt Scheitz. Auch an eine Tagespflege sei gedacht. Es gebe eine voll eingerichtete Küche, allerdings brauche es zusätzliche Einbauten. Eine endgültige Entscheidung über die weitere Verwendung gebe es noch nicht. Scheitz hofft immer noch, dass Eltern aus den umliegenden Gemeinden ihre Kinder in Erling anmelden und damit etwas Druck aus der unerwarteten Situation nehmen.

Ein Überangebot gibt es auch bei den Klassenräumen. "Sagen wir so, wir haben in die Zukunft geplant", so Scheitz. Im Herbst war die Verwaltung bei den Schulanmeldungen von höheren Zahlen ausgegangen und hatte mit drei Klassen pro Jahrgang gerechnet. Also hatte die Kommune vorsorglich Schulcontainer aufstellen lassen. Doch auch diese werden noch nicht benötigt, die Carl-Orff-Grundschule bleibt erst mal zweizügig. "Wir haben einen Puffer. Man weiß ja nicht, was die Corona-Pandemie uns noch alles bringt, wir sind auf mögliche Unterrichtsänderungen vorbereitet und auf Zuzüge von Familien", sagt Scheitz. Durch Corona hat sich auch in Andechs einiges verändert: "Einigen Gewerbebetrieben geht es gar nicht gut. Wir rechnen nicht nur mit einem Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen, sondern befürchten auch, dass Leute ihre Arbeit verlieren."

Trotz dieser Probleme bleibt Scheitz optimistisch. "Wir werden Lösungen finden", sagt er. Die Zusammenarbeit im Gemeinderat laufe gut, die neun neuen Mitglieder hätten sich eingearbeitet und bei einer Klausur mit den rechtlichen Aspekten ihrer Aufgaben vertraut gemacht. Scheitz bedauert indes, dass er mit seinem Vorhaben, einen Sozialbeirat einzurichten, noch nicht weiter gekommen ist. "Für die Bereiche Senioren und Behindertenarbeit gibt es bereits Kandidaten. Es fehlen noch Leute für die Jugendarbeit", sagt er. Interessierte könnten sich jederzeit melden. Noch vor seinem Amtsantritt war der Verkauf des Wieninger Schlösschens und des Areals des Max-Planck-Instituts über die Bühne gegangen. Ja es gebe immer noch Stimmen, die sagen, dieses Filetstück hätte die Gemeinde kaufen müssen und es nicht einem Investor überlassen dürfen. Doch für ein solches Millionenprojekt sei die Gemeinde nicht gerüstet. Allein die Verwaltung hätte 13 bis 14 neue Mitarbeiter gebraucht. Wirklich zufrieden ist Scheitz mit der AWA Ammersee, in dem auch er vertreten ist: "Es macht mich froh, dass unser Wasser so gute Werte hat", sagt der Bürgermeister, der im Herzen immer noch Öko-Landwirt ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: