Freising:Aktion mit Symbolwert

Freising: In Erklärungsnot: Johannes Huber, Bundestagsabgeordneter der AfD.

In Erklärungsnot: Johannes Huber, Bundestagsabgeordneter der AfD.

(Foto: Marco Einfeldt)

AfD-Politiker Johannes Huber spendet Kreistag-Aufwandsentschädigung an Leute, die durch Lockdown in Not geraten sind.

Von Nadja Tausche, Freising

Der AfD-Bundestagsabgeordnete und Kreisrat Johannes Huber spendet seine Aufwandsentschädigung im Freisinger Kreistag an Menschen, die durch den Corona-Lockdown in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Seit knapp zwei Wochen läuft die Aktion. "Das Angebot wird durchaus angenommen", berichtet Huber: Vier bis fünf Menschen hätten sich bisher gemeldet, in diesen Tagen wird die erste Spende verteilt.

Mit der Aktion wolle Huber zum einen Arbeitnehmer und Unternehmer unterstützen, die durch die Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie "vor existenziellen Risiken" stünden, heißt es in einer Mitteilung seines Bundeswahlkreisbüros. "Diese Bürger in den Landkreisen Freising und Pfaffenhofen sowie im Bereich Schrobenhausen, die unverschuldet in Not geraten sind, möchte ich mit einer wöchentlichen Spende von 100 Euro unterstützen." Zum anderen will Huber die Aktion durchaus symbolisch verstanden wissen. "In der Opposition bin ich nicht verantwortlich für den Lockdown", sagt der Bundestagsabgeordnete: Mit der Aktion wolle er signalisieren, dass er ihn kritisch sehe. Denn man müsse zwar durchaus etwas gegen die Ausbreitung des Coronavirus tun, findet Huber - "aber im Rahmen der Verhältnismäßigkeit." Nach Ansicht des AfD-Politikers war das nicht immer gegeben, er hält etwa die Geldstrafen bei Verstößen gegen die Corona-Vorschriften für zu hoch. Und: "Der Lockdown hat definitiv dazu beigetragen, dass das Land und der Landkreis wirtschaftlich geschädigt wurden."

Dass nun die Politik statt Bargeld zu verschenken eigentlich Regelungen beschließen sollte, die den Menschen grundlegend weiterhelfen, sieht auch Huber so. Allerdings sei die Macht der AfD im Bundestag eben beschränkt, sagt er - zudem treffe man sich persönlich mit den Menschen, die das Geld bekommen: "Vielleicht ergibt sich so eine Möglichkeit, politisch aktiv zu werden", etwa durch Anträge im Kreistag. Und auch wenn eine einmalige Spende Menschen in Existenznot im Endeffekt nicht allzu viel weiterhelfen dürfte, sei das besser als nichts, findet Huber.

Huber und sein Team verteilen nun monatlich einen Betrag von 400 Euro, der Politiker stockt die Aufwandsentschädigung aus dem Kreistag dabei noch etwas auf. Jede Woche erhält eine andere Person die 100 Euro in bar. Wer das Geld bekommt, entscheidet Huber im Gespräch mit seinen Mitarbeitern.

Der erste Zuschlag geht an eine alleinerziehende Mutter, die ihren Job im Hausbesuchsservice von Seniorenheimen wegen der Corona-Krise verloren hat. Die Aktion läuft Huber zufolge solange, bis sich niemand mehr meldet.

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