Abou-Chaker-Prozess:"Arafat hat neun Millionen an mir verdient"

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Zofft sich immer noch vor Gericht: Rapper Bushido. (Foto: AFP)

Im Prozess gegen Clanchef Arafat Abou-Chaker erzählt Rapper Bushido über ihre Geschäftsbeziehung - und wie eng verflochten das Verhältnis der beiden war.

Von Verena Mayer, Berlin

Der dritte Tag, an dem Bushido als Zeuge vor dem Berliner Landgericht aussagt, beginnt wie immer. Der Rapper wird von fünf bewaffneten Polizisten, die Maske tragen, über den Flur begleitet und setzt sich an seinen Platz, gegenüber auf der Anklagebank hat schon sein früherer Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker Platz genommen.

Der soll handgreiflich geworden sein, als Bushido 2017 die Geschäftsbeziehung beenden wollte. Dann stellt der Vorsitzende die Frage, die alle wohl am meisten interessiert: "Wie hat sich die Beziehung zwischen ihnen und Herrn Abou-Chaker entwickelt?" Und so erzählt Bushido, wie alles begann.

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2004 versuchte er, sein Label Aggro Berlin zu verlassen, die Betreiber wollten ihn aber nicht aus dem Vertrag lassen. Da sei Arafat Abou-Chaker, den er über dessen Cousin vor einer Disco kennengelernt hatte, im Büro von Aggro Berlin erschienen, habe zwei Verantwortlichen einen Aufhebungsvertrag unter die Nase gehalten und dem dritten, der sich zierte, eine Ohrfeige gegeben.

Danach war die Sache erledigt, als Gegenleistung habe Arafat Abou-Chaker 30 Prozent von Bushido verlangt - von allen Einkünften des Rappers. Erst sei Bushido noch auf eine Bank in Neukölln gegangen, habe das Geld abgehoben und Abou-Chaker übergeben, später sei das in einem Managementvertrag festgelegt worden. "Arafat hat neun Millionen an mir verdient", sagt Bushido.

Zumindest das geschäftliche Verhältnis der beiden war verflochten

Vor Gericht wird klar, wie eng verflochten das Verhältnis der beiden Männer war. Sie betrieben nicht nur Bushidos Musiklabel Ersguterjunge zusammen, sie hatten auch eine GmbH, die Immobilien erwarb, und später eine GbR, über die ehemalige russische Kasernenbauten in Brandenburg gekauft und in Wohneinheiten verwandelt werden sollten. Für die erhielt Arafat Abou-Chaker von Bushido 2010 auch eine Generalvollmacht.

Was Abou-Chaker für seinen Teil an Bushidos Einkünften geleistet habe, will der Vorsitzende wissen. Anfangs nicht viel, sagt Bushido, da habe man im Café seines Bruders gesessen, Karten gespielt und Wasserpfeife geraucht. Wenn Bushido auf Tour ging, sei Arafat selten dabei gewesen, und als Bushido einmal in Linz nach einer Schlägerei vor einer Disco zwei Wochen in Untersuchungshaft war, sei Abou-Chaker ihn nicht besuchen gekommen.

Später habe er im Label auch mal Streitigkeiten geschlichtet oder sei bei einer Vertragsverhandlung mit Universal dabei gewesen. Allen Beteiligten sei klar gewesen: "Wenn er etwas sagt, wurde das so gemacht." Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt.

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