Juwelenraub in Dresden:Der Mann aus dem Internetcafé

Seit Monaten sucht die Soko "Epaulette" die Männer, die in das Grüne Gewölbe eingestiegen sind und Schmuck aus Gold und Diamanten gestohlen haben. Nun hat die Polizei jemanden aufgespürt, der nah an den Täter dran war.

Juwelendiebstahl in Dresden - Beweise in Berlin gefunden

Das Grüne Gewölbe im Dresdner Residenzschloss.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Dutzende Leitz-Ordner, ein paar Handys und ein ganzer Haufen an Datenträgern - irgendwo darin steckt sie wohl, die eine, ganz große Spur, die die Ermittler zu den Tätern führen könnte. Zu denen, die am 25. November 2019 mitten in der Nacht die Fenstergitter des Dresdner Grünen Gewölbes durchsägten, einstiegen, mit ihren Äxten eine Vitrine zerschlugen und zwei Dutzend kostbarster barocker Schmuckstücke aus Gold und Diamanten stahlen. "Wir haben eine Spur zu jemandem, der in Kontakt mit den Tätern stand", sagt Jürgen Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden, am Donnerstag. "Und wir sind zuversichtlich, dass wir über diese Spur die Täter ermitteln können."

Einen Tag zuvor hatten Beamte aus Sachsen und Berlin ein Internetcafé im Berliner Bezirk Neukölln sowie die Wohnung eines Mitarbeiters durchsucht und dabei umfangreiche Unterlagen und Datenträger sichergestellt. Der Mitarbeiter des Internetcafés soll den Juwelendieben mehrere Sim-Karten verkauft haben, die auf fiktive Personalien registriert waren. Mithilfe der mit den manipulierten Sim-Karten ausgestatteten Handys sollen die Täter den Raub zunächst geplant und schließlich auch während der Tat kommuniziert haben.

Nun sieht es so aus, als stünde die Soko "Epaulette", die sich seit neun Monaten mit dem Fall beschäftigt, unmittelbar vor dem Ziel. Und trotzdem, sagt Schmidt, könnte es noch eine ganze Weile dauern, bis es auch wirklich so weit sei. Das liege an der schieren Menge der sichergestellten Unterlagen. Stapelweise Papier, terabyteweise Daten, die jetzt durchsucht werden müssen. Wie lange so etwas dauert? Wochen? Monate? Darüber will Schmidt nicht spekulieren.

Der Mitarbeiter des Berliner Internetcafés gilt bei der Dresdner Staatsanwaltschaft weiterhin nicht als tatverdächtig. Bisher gebe es keinen Hinweis darauf, dass der Mann in die Pläne der Täter eingeweiht gewesen sei. Dafür ermittelt nun die Berliner Staatsanwaltschaft gegen ihn - wegen der Geschäfte mit den illegalen Sim-Karten. Wie die Beamten auf die Spur in Berlin gestoßen sind, sagen sie nicht. Aus ermittlungstaktischen Gründen.

Im Dresdner Museum ist man am Donnerstag froh über die neue Spur. "Wir hatten immer Vertrauen in die Arbeit der Polizei und Staatsanwaltschaft", sagt Anja Priewe, Sprecherin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. "Und die Entwicklungen vom Mittwoch haben uns noch einmal mehr Hoffnung gegeben." Man sei zuversichtlich, dass auch die gestohlenen Objekte wiedergefunden werden können.

Sowohl von den Tätern als auch von den gestohlenen Juwelen fehlte in den vergangenen neun Monaten jede Spur. Meldungen, nach denen einige der Stücke zwischenzeitlich wieder aufgetaucht und zum Verkauf angeboten worden waren, wies Staatsanwaltschaftssprecher Schmidt als falsch zurück. Auch die Behauptung, die Spur der Täter führe ins Berliner Clan-Milieu, sei reine Spekulation.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: