Nachruf auf Birol Ünel:Nie ein guter Junge

Schauspieler Birol Ünel gestorben

Birol Ünel wurde durch Rollen in mehreren Filmen von fatih Akin bekannt.

(Foto: Jörg Carstensen/dpa)

Der Schauspieler Birol Ünel wurde mit Außenseiterrollen wie der in "Gegen die Wand" von Fatih Akin bekannt. Rollen, die wohl sehr nah an seinem eigenen Leben waren. Nun ist er im Alter von 59 Jahren gestorben.

Von Kathleen Hildebrand

Einen "Punker" und "Troublemaker" hat Regisseur Fatih Akin ihn genannt. "Mein Enfant Terrible". Birol Ünel spielte Cahit in Akins erstem großen Filmerfolg "Gegen die Wand" und dieser Cahit war all das und noch mehr. Ein schon fast ganz Verlorener, eine wilde Seele, die nirgendwo andocken konnte, um Halt zu finden, und dann doch noch mal Hoffnung schöpft, als er Sibel trifft (Sibel Kekilli). Sie heiratet ihn, halb aus Provokation, halb um ihrer konservativen türkischstämmigen Familie zu entkommen. Aber aus der Scheinehe wird eine echte Liebe, wenn auch keine, die eine Zukunft hat.

Birol Ünel wurde für diese Rolle zu Recht gefeiert. 2004 bekam er den Deutschen Filmpreis. Er spielte den verlottert-wütenden Cahit mit einer beeindruckenden Mischung aus Humor, Verzweiflung und Aggression. Einer Mischung, die ihm wohl selbst zu sehr entsprach, als dass er aus diesem Karrierestart eine dauerhafte Karriere im klassischen Sinn hätte machen können.

Auch in Akins Kinoerfolg "Soul Kitchen" (2009) spielte er mit, wieder einen Unangepassten, den hochbegabten, aber aggressiven Koch Shayn. Es folgten einige ähnliche Rollen in kleineren Filmen: Ex-Dealer, Flohmarkt-Bohemiens, alle ausgestattet mit einer Intensität und Leidenschaft, die ihnen nicht gut bekommt.

"Ich wollte nie ein guter Junge sein", sagte er der SZ 2014 in einem Interview, das fast geplatzt wäre, zu dem er dann aber doch noch mit Bierflasche in der Hand kam und erstmal einen Weißwein bestellte: "Weder für die Öffentlichkeit noch sonst irgendwen. Ich bin einfach jemand, der seine eigene Haltung hat, der den Rausch in seinem Leben braucht."

Seinen Alkoholismus machte Ünel 2008 öffentlich. Er sagte damals, er wollte "ein Statement setzen in der perfektionierte Branche" des Films. Am Donnerstag ist er in Berlin in einem Krankenhaus in Friedrichshain im Alter von 59 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben. Er hinterlässt einen Sohn.

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