Trauer in Fürstenfeldbruck:Großes Interesse an Gedenkveranstaltung

Trauer in Fürstenfeldbruck: Einem jüdischen Brauch folgend legen Sandra Simovich (von links), Charlotte Knobloch und Thomas Karmasin Kieselsteine am Gedenkort ab.

Einem jüdischen Brauch folgend legen Sandra Simovich (von links), Charlotte Knobloch und Thomas Karmasin Kieselsteine am Gedenkort ab.

(Foto: Günther Reger)

Radler aus München erinnern an Opfer des Olympiaattentats

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Mehr als hundert Menschen haben am Freitag vor dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck der zwölf Opfer des Attentats auf die israelische Olympiamannschaft vom 5. September 1972 gedacht. Anders als in früheren Jahren waren nicht nur Amtsträger und einige Interessierte aus dem Landkreis zur Gedenkveranstaltung gekommen. Dass es so viele Teilnehmer geworden sind, hat mit der Initiative der israelischen Generalkonsulin in München, Sandra Simovich, zu tun, die die Idee von "Radeln und erinnern" anstieß. Und so kamen vom Münchner Olympiagelände 62 Fahrradfahrer, begleitet und abgesichert von Polizeibeamten auf Fahrrädern, zusammen mit Münchens zweiter Bürgermeisterin Katrin Habenschaden am Vormittag in Fürstenfeldbruck an. Sie wollten damit auf sportliche Weise die Verbindung der beiden Erinnerungsorte zeigen.

"Das Gedenken ist in der Zivilgesellschaft angekommen", kommentierte Eberhard Schulz, Diakon, Religionslehrer und seit vielen Jahren Teilnehmer der Gedenkveranstaltung in Fürstenfeldbruck die Aktion. Er freute sich, auch als Mitglied des TSV Maccabi München, dass die Erinnerung an die Attentatsopfer nun auch von jüngeren Menschen weitergetragen werde. Die Teilnehmer trugen T-Shirts, auf deren Rückseite die Namen aller Opfer gedruckt waren, auf der Brustseite aber jeweils nur einer. Auch für Anton Fliegerbauer, den Polizisten, der in Fürstenfeldbruck getötet wurde, waren Namenshemden gedruckt worden. Dass diese Namen nicht vergessen werden, dass die palästinensischen Terroristen damals "Sportler, nicht Soldaten" ermordet hätten, wie die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, in ihrer Ansprache betonte, dazu haben sich der Landkreis und Landrat Thomas Karmasin in Person verpflichtet. "Der Landkreis Fürstenfeldbruck", sagte Karmasin zu Beginn der Veranstaltung, "wird auch weiterhin alles tun, damit die Opfer nicht vergessen werden."

Am 5. September 1972 waren palästinensische Terroristen ins olympische Dorf in München eingedrungen und hatten die israelische Mannschaft überfallen. Zwei Sportler wurden dort getötet, mit neun Geiseln wollten die Attentäter flüchten. Bei einem missglückten Befreiungsversuch auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck starben die neun Geiseln und der bayerische Polizeibeamte. Erinnert wurde am Freitag mehrmals an David Mark Berger, Zeev Friedmann, Youssef Gutfreund, Eliezer Halfin, Josef Romano, André Spitzer, Amitzur Schapira, Kehat Shorr, Mark Slavin, Yhov Springer, Mosche Weinberg und Anton Fliegerbauer. Die Namen der Opfer deklamierte auch Rabbiner Steven Langnas in seinem Klagelied im geistlichen Teil der Veranstaltung. Der katholische Dekan Martin Bickl und die Vertreterin des evangelischen Dekanats, Susanne Parche, wählten das Thema "Sprachlosigkeit" für ihre Ausführungen. Während Bickl unter anderem von der Ohnmacht sprach, die man nach dem Attentat empfunden habe, erinnerte Parche an die beschämenden Bilder mit Reichsflaggen vor dem Reichstag und rief dazu auf, solchem Treiben nicht sprachlos zuzusehen.

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