Jerusalem:Doppelte Botschaft

Serbien und Kosovo verlegen ihre Vertretungen - ein Fehler.

Von Peter Münch

Gute Deals schaffen Synergieeffekte, zumindest im Geschäftsleben. Nach dieser Maßgabe hat der stets geschäftige US-Präsident Donald Trump nun seine berüchtigte Friedenspolitik mit einem Schlag gleich auf zwei Konflikte angewandt. Bei einem Balkan-Gipfel im Weißen Haus drängte er die zerstrittenen Serben und Kosovaren nicht nur zu einem Wirtschaftsabkommen, sondern auch zu einem gemeinsamen Vorstoß in Richtung Jerusalem. Dort sollen und wollen beide Länder künftig ihre Botschaften in Israel unterhalten, während fast alle anderen Staaten weiter in Tel Aviv bleiben.

Trump hat damit der israelischen Regierung, die auf Jerusalem als Hauptstadt pocht, einen Dienst erwiesen und auch sich selbst wahlkampfgerecht in Szene gesetzt. Doch dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić und dem kosovarischen Regierungschef Avdullah Hoti hat er gewiss keinen Gefallen getan, als er sie hinterrücks auf dieses Minenfeld schubste. Er hat vielmehr die beiden Balkan-Politiker, die ihre Länder in die EU führen wollen, für seinen eigenen Vorteil benutzt und dazu verleitet, die EU-Linie im Nahen Osten zu unterminieren.

Trumps Deal-Politik erweist sich damit wieder als beliebig und spalterisch. Mechanismen, die im Geschäftsleben funktionieren mögen, können in der Politik gefährlich sein.

© SZ vom 07.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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