Klimaschutzziele:EU-Kommission will CO₂-Grenzwerte für Autos erneut verschärfen

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Die verschärften Klimaziele würden einen radikalen Umbau des Verkehrs bedeuten. (Foto: Martin Gerten/dpa)

2030 sollen Neuwagen im Schnitt 50 Prozent weniger CO₂ ausstoßen statt wie bisher geplant 37,5 Prozent weniger. Das würde einen radikalen Umbau des Verkehrs voraussetzen. Die Autoindustrie reagiert entsetzt, aber auch Umweltschützer haben an den Plänen etwas auszusetzen.

Von Markus Balser und Michael Bauchmüller, Berlin

Die EU-Kommission plant nach Informationen der Süddeutschen Zeitung, ihre Klimaschutzziele für den Verkehrssektor deutlich zu verschärfen. 2030 sollen Neuwagen im Schnitt nach bisherigen Plänen 37,5 Prozent weniger CO₂ ausstoßen. Die EU will nun eine Erhöhung auf 50 Prozent auf den Weg bringen. So geht es aus einem Papier zu einer Verschärfung der Klimaschutzpläne hervor, das der SZ vorliegt. Die Pläne sollen nächste Woche vorgestellt werden. Insgesamt peilt die Kommission eine Minderung der europäischen Emissionen um 55 Prozent gegenüber 1990 an - bisher waren 40 Prozent eingeplant.

Die verschärften Ziele würden einen radikalen Umbau des Verkehrs bedeuten. Sie ließen sich nur erreichen, wenn der Umbau hin zur Elektromobilität noch mal beschleunigt würde. Die Pläne sehen auch die Option vor, den Verkehrs- und Gebäudesektor in das europäische Emissionshandelssystem zu integrieren, was etwa den Treibstoff für Benziner oder Diesel deutlich verteuern könnte. Bis Juni 2021 soll der Vorschlag ausgearbeitet werden. Die EU müsse die Ziele erhöhen, um nicht noch größere Aufgaben für künftigere Generationen zu hinterlassen. Je weniger die EU bis 2030 tue, desto härter müssten die Einschnitte nach 2030 werden, heißt es in dem Papier.

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In der Wirtschaft sorgen die Pläne bereits für heftigen Wirbel. Die Autoindustrie ist über solche Vorschläge entsetzt. "Wir stehen zu den vereinbarten, sehr ambitionierten Zielen", erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Freitag. "Eine weitere Zielverschärfung bis 2030 lehnt die deutsche Autoindustrie allerdings entschieden ab." Sie berücksichtige in keiner Weise den dramatischen Konjunktureinbruch und die Folgen der Corona-Krise, die die Industrie zusätzlich zum eigenen Umbau unter Druck setzten. Der Marktanteil von E-Autos müsse dann bei 50 Prozent liegen. Derzeit liege der Marktanteil bei Neuzulassungen bei 7,2 Prozent.

Umwelt- und Verkehrsorganisationen fordern dagegen eine Verschärfung der Grenzwerte. Die Verkehrs-NGO Transport & Environment kritisierte die Pläne als zu schwach. Das Reduktionsziel müsse über 50 Prozent steigen, sagte Deutschland-Direktor Stef Cornelis. Es reiche bei weitem nicht aus, den Verkehr in das Emissionshandelssystem einzubeziehen.

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