Schon klar, eigentlich sollte man sich über Waschbären in Not nicht lustig machen, sondern ihnen schnellstmöglich zur Hilfe eilen, zumal die Tiere in lockeren Kleingruppen oder sogar als Einzelgänger leben: Wer weiß, ob Artgenossen in der Nähe sind? Aber, naja, ein paar Sekunden Schadenfreude dürfen schon sein. Und nachdenken kann man, wie der Kleinbär in seine missliche Lage geraten ist. Ob er lautere Absichten hatte? Wollte er womöglich das Nest eines Waldkauzes oder einer Schellente ausrauben, die manchmal in Baumhöhlen brüten und ist dabei steckengeblieben? Oder wollte er in angetrunkenem Zustand seinen legitimen Schlafplatz aufsuchen und geriet dabei auf bizarre Weise in Rückenlage? Warum sucht er sich nicht ein ordentliches Kellerloch in einem menschengemachten Gebäude? In der deutschen Waschbärmetropole Kassel übernachten angeblich bereits 43 Prozent dieser Tiere in Häusern.
Der Waschbär würde solches Räsonieren vermutlich gar nicht komisch finden. Und er wäre entsetzt, wenn er wüsste, dass das Bild in den nächsten Tagen wohl via Twitter und Facebook rund um die Welt gehen wird. Denn dieses Foto gehört zu den 44 Finalisten der Comedy Wildlife Photography Awards 2020. Eine hochkarätige Jury und ein Publikumsvotum wird bis zum 22. Oktober entscheiden, was die lustigste Szene des vergangenen Jahres im fotografierten Tierreich war.
Die jetzt vorgestellten Bilder sind eine fröhliche Feier des Anthropomorphismus; ihre Komik liegt darin, dass sich Tiere wie Menschen verhalten: Der Eisvogel weiß nicht, dass er sich mit seinem Fang auf dem Schild "No Fishing" niedergelassen hat. Die Meeresschildkröte will womöglich nicht den fotografierenden Taucher beleidigen, dem sie die Stinkeflosse - zeigt. Die Maus gegenüber dem Fuchs ist vermutlich nicht in Verhandlungen, sondern überlegt, wie sie mit dem Leben davonkommt.
Humorlose Zoologen mögen entsetzt sein. Doch der Zweck heiligt die Mittel, rechtfertigen die Gründer des Awards ihren Wettbewerb. Er mache einfach auf unbeschwerte Weise auf die Existenz der Wildtiere aufmerksam, um deren Schutz gehe es. Wobei man sich dann schon fragen kann, ob die Waschbären in diese Galerie gehören: Die nur auf den ersten Blick putzigen Tiere wurden 2016 in die "Liste der unerwünschten Spezies" für die Europäische Union aufgenommen.
Auf frischer Tat ertappt: In Kirkcudbright, nahe der schottischen Küste, sitzt ein Eisvogel samt Beute auf einem Verbotsschild, das nur für Menschen gilt.
Mit cooler Mimik und beleidigender Gestik schwimmt eine Meeresschildkröte im australischen Queensland auf den Fotografen Mark Fitzpatrick zu.
"Harte Verhandlungen", betitelt Ayala Fishaimer das Foto, mit dem sie es in die finale Bildauswahl der diesjährigen Comedy Wildlife Photography Awards geschafft hat. Und man möchte zu gerne wissen, wie dieses Gespräch ausgegangen ist.
Zu kalt? Zu heiß? Oder einfach unglücklich, weil das Essen ins Wasser gefallen ist? Der Gesichtsausdruck des Japanmakak, der auch als Rotgesichtsmakake bekannt ist, wirkt fast menschlich.
Ja, so ein langer Rüssel kann sehr praktisch sein, wenn man im Vorbeigehen hier und da ein bisschen von den Gräsern der namibischen Steppen naschen möchte. Manchmal ist er aber einfach nur im Weg.
So viele Jahre hat der kleine Bärenpavian, auch Tschakma genannt, noch gar nicht auf dem Buckel. Man ist aber bekanntlich immer so alt, wie man sich eben fühlt. Eingefangen hat den Moment Martin Grace am Flusslauf des Chobe in Botswana.
Was die beiden Südlichen See-Elefanten wohl zu tuscheln haben? Fotograf Luis Burgueno betitelt die Aufnahme mit "Ich musste lange auf der Arbeit bleiben". Ob seine See-Elefantendame ihm diese Erklärung wohl abnimmt?
Da ist doch was im Busch! Was diese Truppe Zwergmangusten im Schilde geführt hat, bleibt ihr Geheimnis. Südliche Zwergmangusten sind keine Einzelgänger und bestreiten auch die Nahrungssuche wie hier am kenianischen Bogoriasee am liebsten gemeinsam.
Diesen Trick haben auch schon viele Menschenkinder ausprobiert und dabei festgestellt: Verstecken funktioniert so leider nicht. Womit es auch der Braunbär, der Esa Ringbom nahe des finnischen Städtchens Kuhmo vor die Linse gekommen ist, unter die Finalisten der komischsten Tierfotos des Jahres 2020 geschafft hat.