Iran:Klare Worte sind fällig

Die EU muss auf die Hinrichtung eines Sportlers reagieren.

Von Moritz Baumstieger

Irans Außenminister hatte für die kommenden Tage eine Europareise geplant, Mohammad Dschawad Sarif wollte in Berlin, Paris und London darüber sprechen, wie sich US-Forderungen nach einer Wiedereinsetzung von Sanktionen abwenden lassen. Diese Reise hat der Iraner nun abgesagt - offiziell wegen Corona, die Logistik sei zu kompliziert.

Vielleicht wollte Sarif aber auch vermeiden, über das sprechen zu müssen, was am Samstag in seinem Land geschah: Ein junger Ringer wurde hingerichtet, weil er sich an Protesten beteiligte. Das Regime fürchtete die Mobilisierungskraft des Sportlers, die Justiz verurteilte ihn - wohl auf Grundlage eines unter Folter abgepressten Geständnisses. Navid Afkari war nur einer von Hunderten in Iran, die ihren Mut zu einer abweichenden Meinung mit langer Haft oder gar dem Leben bezahlen.

Durch seinen Rückzieher entgeht Sarif der Peinlichkeit, von seinen Gastgebern belehrt und zu Afkari befragt zu werden. Doch aufgeschoben darf in diesem Fall nicht aufgehoben bedeuten, dem Regime kann nicht gestattet werden, solche Untaten auszusitzen. Die internationale Gemeinschaft darf den Namen Navid Afkari nicht vergessen. Das ist sie seiner Familie schuldig, das schulden Irans Gesprächspartner aber auch sich selbst. Ihre Worte zu Menschenrechten sind sonst nichts als hohl.

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