Corona-Impfstoff:Bundesregierung will drei Pharmafirmen fördern

Das Gesundheits­ministerium arbeitet an einem Konzept, wie ein möglicher Impfstoff gegen das Coronavirus verteilt werden soll.

Von Werner Bartens und Kristiana Ludwig, Berlin/München

Die Bundesregierung will deutsche Pharmaunternehmen bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus finanziell unterstützen. Das Mainzer Unternehmen Biontech soll 375 Millionen Euro erhalten, teilte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) mit, Curevac aus Tübingen sind 252 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Auch das in Dessau-Roßlau ansässige Unternehmen IDT Biologika soll Karliczek zufolge Förderung erhalten. Die Verhandlungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen.

Karliczek sagte, sie halte es für denkbar, dass "Mitte 2021 ein Impfstoff zur Verfügung steht, mit dem breite Teile der Bevölkerung geimpft werden können". Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte, sein Haus arbeite daran, schon vorher eine Strategie zu erarbeiten, wie und in welcher Reihenfolge die Bürger geimpft werden können. So gebe es Überlegungen, gerade für temperaturempfindliche Vakzine regionale "Impfzentren" einzurichten. "Wir werden, da bin ich sehr sicher, wenn ein Impfstoff zugelassen ist, in absehbarer Zeit ausreichend für alle haben", sagte Spahn. Doch in der Anfangsphase müsse man priorisieren: Zuerst sollten etwa Menschen, die ein besonderes Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken, eine Impfung bekommen dürfen. Auch Mitarbeiter des Gesundheitswesens sollten früher als andere geimpft werden. Hierzu würden derzeit Konzepte erarbeitet. Eine Impfpflicht lehnt Spahn nach wie vor ab.

Nie zuvor haben weltweit so viele Wissenschaftler und Pharmafirmen an einer ähnlichen medizinischen Aufgabe gearbeitet. Dabei werden verschiedene Strategien verfolgt und das erhöht die Chance, dass einer der Kandidaten erfolgreich sein könnte. Ziel der Impfung ist es, dass Antikörper gegen das Virus gebildet werden.

Die Impfstoffe von Biontech und Curevac sind beide gegen die Andockstelle gerichtet, mit der Coronaviren in Körperzellen eindringen. In beiden Fällen wird die Erbsubstanz mRNA in eine Hülle verpackt in den Muskel gespritzt. Die Muskelzellen bilden daraufhin das Andockmolekül an ihrer Oberfläche aus. Dort wird es vom Körper als fremd erkannt, und das Immunsystem bildet Antikörper dagegen. Im Falle einer Infektion mit Sars-CoV-2 können die Antikörper die Erkrankung verhindern oder den Verlauf abmildern. Der Impfstoff der Dessauer Firma IDT Biologika nutzt Adenoviren als Gen-Fähre, um den Bauplan für das virale Andockprotein in den Körper zu bringen.

In den abschließenden Phase-III-Studien geht es darum, die Wirksamkeit der Impfstoffe an möglichst vielen Freiwilligen zu testen. Von "Tausenden, ja Zigtausenden" Probanden sprach Spahn. Einige der Versuche haben zum Ziel, dass 30 000 Teilnehmer die Impfstoffe ausprobieren, bevor sie zugelassen werden. Dass es dabei zu Rückschlägen kommt, wie kürzlich während der Oxford-Studie mit dem Impfstoff von Astra Zeneca, die aufgrund neurologischer Störungen bei Probanden unterbrochen werden musste, sei "nicht unüblich", sagte Spahn.

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