Springer-Vorstandschef:Döpfner: Kritik an "Bild" wegen Solingen ist berechtigt

Axel Springer

Das Logo des Medienkonzerns Axel Springer: Die Berliner engagieren einen bekannten Berater.

(Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Der Springer-Vorstandschef räumt Fehler bei der Berichterstattung über die gewaltsamen Tode von fünf Kindern ein.

Vor dem Hintergrund massiver Kritik an der Berichterstattung über die gewaltsamen Tode von fünf Kindern in Solingen fordert Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner "eine breite Debatte über Standards und Werte im Spannungsfeld zwischen der Freiheit der Presse und dem Schutz von Persönlichkeitsrechten". Auch die Bild-Zeitung aus seinem Hause habe Fehler gemacht, als sie WhatsApp-Nachrichten eines Kindes, das überlebt hat, in einem Artikel eins zu eins veröffentlichte, sagte Döpfner, der auch Präsident des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ist, am Dienstag beim diesjährigen Verbandskongress in Berlin.

"Wir haben den Schutz von Minderjährigen in diesem Fall missachtet. Andere Medien haben zu Recht diese Grenzüberschreitung kritisiert", sagte Döpfner. "Wir wollen und müssen es in Zukunft besser machen." Bild selbst hatte zuvor bereits Fehler bei der Berichterstattung eingeräumt. Das Boulevardblatt hatte aus einem privaten Chatverlauf des überlebenden elfjährigen Bruders der fünf getöteten Kinder mit einem Freund zitiert. Die fünf Kinder waren am 3. September tot in Solingen aufgefunden worden. Die tatverdächtige Mutter sitzt in Untersuchungshaft.

Am 4. September erschien auf bild.de ein Artikel mit der Überschrift "Mutter (27) hat fünf ihrer Kinder getötet: Freund Max telefonierte mit dem Sohn, der überlebte". Laut Bildblog soll sich die Zeitung die Nachrichten über den Freund verschafft haben. Am Wochenende darauf löschte Bild den Artikel. Beim Deutschen Presserat gingen bis zum 9. September mehr als 160 Beschwerden zur Veröffentlichung des WhatsApp-Chats ein. Neben Bild stand auch der Privatsender RTL für seine Berichterstattung über den Fall Solingen in der Kritik.

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