Wandgemälde in England:Mike Jones ist der Größte

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Der doppelte Mike Jones: Der Seenotretter, im hellblauen Hemd, steht in New Brighton vor dem Wandgemälde, das ihn ehrt. (Foto: Garreth Berry/RNLI)

Das Porträt eines britischen Seenotretters prangt seit ein paar Tagen auf einer Hausfassade. Wie kam es dazu?

Von Mareen Linnartz

Mike Jones mag jetzt überlebensgroß als Wandgemälde in seinem Heimatort New Brighton unweit von Liverpool zu sehen sein, ein Freund großer Worte ist er deswegen noch lange nicht. Gut, es grüßen ihn jetzt deutlich mehr Leute als vorher auf der Straße, das schon, und er musste regionalen wie überregionalen Medien ein paar Interviews geben. Man sieht in den Videomitschnitten, wie er stolz und schüchtern zugleich in einem frisch gebügelten Hemd versucht, etwas darüber zu sagen, wie es sich anfühlt, nun auf Stein verewigt zu sein. Aber ansonsten? Er macht eine kurze Pause am Telefon, möglicherweise zuckt er am anderen Ende der Leitung mit den Achseln, und sagt dann in dem leicht nuschelnden Singsang seiner Gegend, so genau wisse er auch nicht, warum sein Konterfei da nun seit gut einer Woche prange, vermutlich habe es einfach damit zu tun, dass er nun schon 40 Jahre als Freiwilliger bei der Royal National Lifeboat Institution (RNLI) helfe, einer gemeinnützigen Seenotrettungsorganisation.

Vielleicht liegt es auch ein bisschen an seinen Kollegen, die über ihn sagen, er sei nicht weniger als eine "Inspiration" mit seinem übergroßen Herz und seinem übergroßen Willen, Menschen zu helfen. Mehr als 140 000 Leben hat die RNLI seit ihrer Gründung 1824 gerettet. Mike Jones, der hauptberuflich an einer Schule arbeitet, erinnert sich, wie er gleich bei einem seiner ersten Einsätze, kaum 18 Jahre alt, einem Fischerboot in Seenot half.

Menschen wie er seien "unsung heroes", Helden, über die man zu wenig spricht, fand deswegen in diesem Sommer eine örtliche Organisation und beschloss, Mike Jones stellvertretend für alle, die freiwillig und mit viel Einsatz so viel für die Gemeinschaft tun, endlich angemessen zu würdigen. Der Graffiti-Künstler Smug One wurde beauftragt, die Hauswand an der Virginia Road zu verschönern. Es sei alles ziemlich schnell gegangen, am Freitag vorletzter Woche habe er von der Aktion erfahren, erzählt Jones lachend, keine halbe Stunde später habe er ein Foto von sich abgeliefert, vier Tage später war das Kunstwerk dann schon fertig: Jones mit Lebensretterweste, dünner werdendem Haupthaar und einem feinen Lächeln im Gesicht - ja, er erkenne sich darin wieder. Seine Frau ihn im übrigen auch.

Überwältigt von der Größe des Bildes

Sich in diesem Ausmaß zu sehen, das habe ihn "überwältigt", den Künstler finde er sowieso absolut "brillant". Na gut, setzt er dann noch nach und lacht wieder, er finde, er sehe ein bisschen älter aus, als er sei, 58 nämlich. "Aber die Falten sind eben größer als sonst."

Das Bild ist jetzt berühmter, als sich Mike Jones das je ausgemalt hat. Er hat sich ja sowieso nicht viel dabei gedacht. Aus Altersgründen wird er nicht mehr lange bei der RNLI helfen können, schon jetzt ist er weniger auf dem Wasser, als er es gerne wäre, und macht vor allem Reparaturarbeiten. Oh ja, das Meer, das er so liebt, das vermisse er "schon sehr". Mike Jones in Übergröße und an der Wand hat von seiner Position aus die Irische See fest im Blick. Mike Jones in Normalgröße wünscht sich nun, dass das lange Zeit so bleiben möge.

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