Nordrhein-Westfalen:Die Selbstheilung der Landespolizei funktioniert

Bei der nordrhein-westfälischen Polizei sind seit 2017 insgesamt 100 Mitarbeiter unter den Verdacht des Rassismus oder Rechtsextremismus geraten. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Die Beamten in NRW machen im Kampf gegen rechte Umtriebe in den eigenen Reihen ernst. Nur so kann die Polizei das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen.

Kommentar von Jana Stegemann

Die 56 000 Beschäftigten der nordrhein-westfälischen Polizei haben diese Woche eine Mail von ihrem Chef persönlich bekommen. Darin rief Herbert Reul (CDU) dazu auf, strafrechtlich relevante Vorgänge aus dem Kollegenkreis zu melden. Nach der Enthüllung rechtsextremer Whatsapp-Chats bei der Essener Polizei in der vergangenen Woche will der Innenminister in seiner Behörde aufräumen und aufklären. Schon wenige Tage später lässt sich sagen: Der Anfang ist ihm geglückt.

Denn innerhalb kurzer Zeit gingen bei der nordrhein-westfälischen Polizei Hinweise auf 16 weitere Verdachtsfälle aus den eigenen Reihen ein. Wer diese Hinweise gegeben hat? Vor allem Polizistinnen und Polizisten selbst. Das zeigt: Die Selbstheilungskräfte der Landespolizei funktionieren im Jahr 2020.

Das lässt hoffen, dass es der Behörde des bevölkerungsreichsten Bundeslandes gelingt, rechtsextreme Netzwerke in den eigenen Reihen aufzudecken und zu zerschlagen. Denn auf dem Spiel steht für die Polizei nach dem Skandal von Mülheim und den mehr als hundert Verdachtsfällen alles. Das weiß Reul, aber das wissen offenbar auch die Polizistinnen und Polizisten, die den Mut hatten, ihre Kolleginnen und Kollege zu melden. Nur so kann die Polizei das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen.

© SZ vom 25.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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100 Mitarbeiter der Polizei sowie weitere Personen im Innenministerium in NRW sind unter den Verdacht des Rechtsextremismus oder Rassismus geraten. NRW-Innenminister Reul betont: Es gehen stetig weitere Hinweise ein.

Von Jana Stegemann

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