Chemieindustrie:Rückendeckung für Nord Stream 2

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Der Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Christian Kullmann, hat sich für die umstrittene Gasleitung Nord Stream 2 ausgesprochen. "Wir brauchen Nord Stream 2", sagte Kullmann während einer Diskussionsrunde seines Verbandes in Düsseldorf. "Wir brauchen das Gas." Da Deutschland in den kommenden Jahren sowohl aus der Kernenergie als auch aus der Kohleverstromung aussteigen will, benötige die Bundesrepublik absehbar Gas für eine sichere Energieversorgung - und dabei auch Wettbewerb um den günstigsten Preis. Kullmann ist im Hauptberuf Vorstandschef des Chemiekonzerns Evonik. Mit der Chemiebranche vertritt der VCI die Interessen des drittwichtigsten Industriezweiges hierzulande.

Nord Stream 2 soll Erdgas aus Russland durch die Ostsee nach Deutschland transportieren. Die etwa zehn Milliarden Euro teure Pipeline ist zwar fast fertig gebaut. Allerdings erhöhen vor allem die USA seit Monaten den Druck auf beteiligte Staaten und Unternehmen. Sie kritisieren, dass sich Deutschland mit der Leitung zu abhängig von Gaslieferungen aus Russland mache. Nach der Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny sind Forderungen nach einem Aus des Projekts lauter geworden.

Die Bundesvorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, stellte den Sinn von Nord Stream 2 während der VCI-Veranstaltung infrage. Es sei fraglich, ob die Pipeline wirklich ein Projekt der Zukunft sei. "Wir haben andere Erdgasleitungen, die sind zum Teil gar nicht ausgelastet", sagte Baerbock. Deutschland sollte stattdessen "voll auf Energieeffizienz, voll auf Erneuerbare setzen", sagte die Politikerin.

© SZ vom 25.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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