Start-up:Zukunft made in Unterschleißheim

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Firmengründer Thomas Korn macht Lkw und Pkw tauglich für klimaschonenden Wasserstoffantrieb. (Foto: Karl Kramer/oh)

Thomas Korn, Gründer der Firma Keyou, berichtete bei digitaler Live-Debatte über seinen Weg von einer Idee bis zur Unternehmensgründung. Seine Investoren nennt er Triple F: "Friends, Family an Fools"

Von Irmengard Gnau, Unterschleißheim

Ein wenig nervös war Thomas Korn schon, als am Dienstag um 11.27 Uhr die Kamera die Verbindung herstellte zwischen Unterschleißheim und Berlin, zu Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und parallel zu Tausenden Zuschauern, die zuhause am Computerbildschirm die digitale Live-Debatte zum Auftakt der Kampagne "Innovationsland Deutschland" verfolgten. Doch mit einem lächelnd vorgebrachten "Servus" erwarb sich der studierte Ingenieur rasch Sympathiepunkte. Korn war mit seiner Firma Keyou ausgewählt worden, als Gründer bei der Veranstaltung darüber zu berichten, wie es sich anfühlt, in Deutschland aus einer neuen Idee ein Unternehmen zu formen. Eine schöne Überraschung für die Unterschleißheimer, ist die Konkurrenz an Start-ups hierzulande doch groß.

Dass Korn einmal selbst zum Unternehmensgründer werden würde, hätte er vor 25 Jahren nicht gedacht. Nach seinem Studium an der FH in München - Ingenieurswesen mit Schwerpunkt Technische Physik - begann er beim Autobauer BMW in der Entwicklungsabteilung. "Ich war 13 Jahre lang bei BMW, da denkt man nicht unbedingt ans Selbstständigmachen", sagt Korn rückblickend. Schon bei BMW spezialisierte er sich bald auf Wasserstoff als nachhaltigen und emissionsfreien Antrieb und entwickelte Fahrzeugmotoren. 2007/08 allerdings beschloss sein Arbeitgeber, das Thema erst einmal zurück in die Schublade zu legen. Die Finanzkrise drückte, außerdem gab man der Elektromobilität den Vorzug. Korn aber wollte nicht von seiner Vision lassen - und ging. Ein Start-up in Österreich warb ihn an. "Dort habe ich erst verstanden, was mit einer guten Idee alles möglich ist", sagt er. Korn nahm seinen Mut zusammen und fand in seinem Kollegen Alvaro Sousa und dem Energieexperten Ivo Pimentel zwei Mitstreiter. Im Herbst 2015 gründeten sie Keyou.

Heute ist Korn 52 und Geschäftsführer des eigenen Unternehmens. Ziel ist es, konventionelle Verbrennermotoren so umzurüsten, dass sie kein Kohlenstoffdioxid mehr ausstoßen, sondern mit Wasserstoff betrieben werden können. Nachhaltig, sauber und für jedermann nutzbar soll der Motor der Zukunft nach Korns Vorstellung einmal sein. Dafür entwickeln seine Kollegen und er in Unterschleißheim Hard- und Software, tüfteln an den technischen Verfahren und Komponenten. "Wir sind Überzeugungstäter", sagt Korn. Das müsse man als Gründer auch sein. Denn am Anfang sei vieles schlicht eine Geldfrage. Auch wenn sich - so bilanzierten in der Online-Debatte Korn und seine Kollegin Ella Maria Kadas vom Berliner Medizintechnologie-Start-up "Nocturne" - in den vergangenen Jahren einiges getan habe, gebe es in Deutschland einiges zu verbessern, gerade bei der Anschubförderung für junge Unternehmen. Bei Korn und seinen Mitstreiter waren es die "Triple F", die ihnen 2015 das erste Kapital gaben: "Friends, Family and Fools", sagt er grinsend.

Anders als bei vielen Start-ups kamen die Keyou-Gründer nicht direkt von der Uni, sondern standen schon mitten im Beruf, trugen Verantwortung für Familien und Kinder. Zu Korns Glück fanden sie ein Jahr nach der Gründung einen strategischen Investor, heute ist die traditionsreiche Motorenfirma Deutz Partner von Keyou. "Man muss verstehen, ob seine Idee fliegen kann", fasst Korn seine Erfahrung zusammen. Ob der Business Plan aufgeht. "Und dann darf man sich nicht beirren lassen." Die jüngste politische Entwicklung gibt den Gründern von Keyou recht: Wasserstoffantriebe rücken gerade verstärkt in den Fokus, wenn es um die Mobilität der Zukunft geht. Die EU hat den Wasserstoffmotor 2019 als "Zero-Emission"-Antrieb in ihre Gesetzgebung aufgenommen, Bundesministerin Karliczek will die deutsche Wasserstoffstrategie voranbringen. Auch der Landkreis München engagiert sich und will von 2021 an wasserstoffbetriebene Busse im ÖPNV einsetzen. Gute Voraussetzungen also für Thomas Korn. Etwa 40 Beschäftigte arbeiten für Keyou. Nach und nach werden es mehr. Dafür hat die Firma ein größeres Quartier gefunden: Voraussichtlich im November wird sie umziehen von Unterschleißheim nach München.

© SZ vom 25.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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