EU-Kommission:Bürger dürfen übers Kleingeld abstimmen

Die EU denkt über die Abschaffung von Cent-Münzen nach *** The EU thinks about abolishing cent coins Foto:xC.xHardtx/xF

Für die Abschaffung der Münzen hat die Kommission in einer Studie mehrere Gründe aufgeführt.

(Foto: Christoph Hardt/imago)

Die EU-Kommission will von Bürgern wissen, was sie von Ein- und Zwei-Cent-Münzen halten. Am Ende könnte die Behörde sogar die Abschaffung des Münzgelds vorschlagen.

Von Björn Finke, Brüssel

Es sind 33 Fragen, und alle drehen sich ums liebe Geld - genauer: ums liebe oder nicht so liebe Kleinstgeld. Die EU-Kommission hat in dieser Woche eine öffentliche Konsultation gestartet zum Streitpunkt, ob Ein- und Zwei-Cent-Münzen sinnvoll sind oder besser abgeschafft werden sollten. Die Befragung läuft fast vier Monate, und ihre Ergebnisse sollen in eine Untersuchung der Brüsseler Behörde einfließen. Je nach Resultat könnte die Kommission Ende kommenden Jahres ein Gesetz vorschlagen, das in den 19 Staaten mit der Euro-Währung einheitliche Rundungsregeln einführt.

Dann würden Endsummen an der Supermarktkasse oder im Restaurant auf den nächsten Fünf-Cent-Betrag auf- oder abgerundet. Solche Regeln gelten bereits in den fünf Euro-Staaten Finnland, Niederlande, Irland, Italien und Belgien. Die Ein- und Zwei-Cent-Stücke würden nach Annahme des EU-Rechtsakts früher oder später ihren Status als gesetzliches Zahlungsmittel verlieren und nicht mehr herausgegeben werden.

Für die Abschaffung dieser kleinen aus Stahl und Kupfer bestehenden Münzen hat die Kommission in einer Studie von 2018 mehrere Gründe aufgeführt: Demzufolge überschreiten zumindest bei Ein-Cent-Münzen die Produktionskosten den Nennwert, sie sind also ein Verlustgeschäft für die Staaten. Und die Bürger zahlen nur selten mit dem Mini-Geld oder bringen es zur Bank. Stattdessen stecken sie es in Spardosen oder verlieren es in Sofaritzen. Deswegen müssen ständig neue Münzen geprägt werden, damit immer genug im Umlauf sind. Für Händler sei das Bereithalten der Münzen ebenfalls teuer und aufwändig, schreiben die Brüsseler Fachleute.

In den sogenannten Eurobarometer-Umfragen der Kommission sprechen sich zwei Drittel der Europäer für die Abschaffung aus. Allerdings bringen manche Münz-Fans das Argument vor, dass Fünf-Cent-Rundungsregeln den Verbrauchern teuer zu stehen kämen, denn Supermärkte würden die Preise so anpassen, dass öfter auf- als abgerundet werde. Die EU-Kommission hält in ihrer Studie aber lapidar fest, dass sich in Staaten, die bereits Rundungsregeln eingeführt haben, diese Sorge nicht bewahrheitet habe: Es gibt demzufolge keinen messbaren Einfluss auf die Inflationsrate.

Die Kommission kündigte schon in ihrem Arbeitsprogramm für 2020 an, sich mit der Zukunft von Ein- und Zwei-Cent-Münzen beschäftigen zu wollen. Als Anfang des Jahres ein Entwurf des Programms publik wurde, äußerte sich der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber sehr kritisch zu den Plänen. Der wirtschaftspolitische Sprecher der europäischen Christdemokraten fordert nun auch, die gerade begonnene Befragung abzubrechen. Die Behörde habe doch erst vorige Woche in einem Aktionsplan zum Zahlungsverkehr bekräftigt, wie wichtig Bargeld sei, klagt er. Trotzdem starte sie jetzt "eine Konsultation, wie man Ein- und Zwei-Cent-Münzen abschaffen kann: Das passt nicht zusammen."

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