Neue Filme in Kürze:Die Starts der Woche

Lesezeit: 3 min

Sofia Coppola inszeniert Bill Murray als Bonvivant-Papa, Jim Knopf bekommt es mit einem Scheinriesen zu tun.

Von den SZ-Kritikern

Contemporary Past - Die Gegenwart der Vergangenheit

Ana Maria Michel: Mit Meißeln und Farbe dürfen Jugendliche aus Deutschland, Polen und Rumänien einigen Opfern der Nazis kleine Denkmäler setzen. Bei einem Projekt in der Gedenkstätte Buchenwald lernen sie etwas über die Verbrechen an Sinti und Roma - und begreifen, dass sie etwas für eine bessere Zukunft tun können. Regisseur Kamil Majchrzak begleitet sie in seiner Dokumentation, die mithilfe von Zeitzeugen und Nachkommen auch eine Gegenwart zeigt, in der Diskriminierung und Rassismus noch lange nicht Geschichte sind.

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Enfant terrible

Fritz Göttler: Das Leben und das Filmen von Rainer Werner Fassbinder, vom Action Theater, 1967, bis zu seinem Tod 1982. Ein Mythos der Münchner Filmgeschichte, Kolportage und Mysterienspiel, masochistische Liebes- und Hassrituale, seine Schonungslosigkeit und Verachtung den anderen gegenüber und sich selbst. Seine Exzesse und seine Erfolge, Berlinale und Cannes, seine manischen und manierierten Filme, seine Einsamkeit und Besessenheit, von Oskar Roehler in chemisch reinen Farben inszeniert, mit minimalen Verschiebungen der wirklichen Begebenheiten, so dass alles am Ende ganz authentisch wirkt (s. Feuilleton vom Mittwoch).

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Gott, du kannst ein Arsch sein

Josef Grübl: "Schnitt im Po, Mexiko!" So in etwa stellt sich eine unheilbar krebskranke Sechzehnjährige ihr restliches Leben vor. Von der auf wahren Begebenheiten basierenden Geschichte ist in André Erkaus Buchverfilmung nicht viel übrig geblieben, hier werden Glasscherben aus dem Arsch gezogen, Tequilagläser geleert, Kühe geritten und Indianerweisheiten bemüht. Til Schweiger spielt einen Pfarrer, das muss man auch erst einmal verkraften. Außer einem Roadtrip nach Paris und dem gut harmonierenden Jungdarstellerpaar (Sinje Irslinger und Max Hubacher) hat diese ebenso kalkulierte wie routinierte Tragikomödie nicht viel zu bieten.

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Jim Knopf und die wilde 13

Anke Sternborg: Anfangs war es gewöhnungsbedürftig, Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer nicht mehr als Augsburger Marionetten zu sehen. Doch auch als Realfilmfiguren unter der Regie von Dennis Gansel locken sie in sagenhaften Welten, die im Studio liebevoll und aufwendig erschaffen werden. Im zweiten Teil geht es weiter auf Abenteuerkurs und Selbstfindungsreise, zum goldenen Drachen der Weisheit, zur chinesischen Prinzessin, zum Scheinriesen in der Wüste und zu dreizehn wilden Piraten, die eigentlich nur zwölf sind. Bleibt nur ein kleiner Widerspruch zwischen dem gemütlichen Temperament der Figuren und ihrem irren Aktionismus.

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Die Misswahl - Der Beginn einer Revolution

Anke Sterneborg: Hundert Millionen Zuschauer saßen vor fünfzig Jahren noch weltweit vor den Fernsehern, um die Wahl zur Miss World zu verfolgen - mehr als seinerzeit bei Mondlandung. Was da geschah, hatte enorme Wirkung für das Frauenbild, sei es auf reaktionäre, sei es auf revolutionäre Weise. 1970 war ein Schlüsseljahr für das Event, britische Frauenrechtsaktivistinnen störten die reibungslose Fleischbeschau mit Pfiffen, Rasseln und Mehlbomben, zum ersten Mal gab es eine schwarze Miss World. Aus vielen verschiedenen Perspektiven kompiliert Regisseurin Philippa Lowthorpe ein amüsantes, schlagfertiges und kluges Puzzle mit tollen Darstellern - Keira Knightley, Gugu Mbatha Raw, Rhys Ifans, Lesley Manville und Greg Kinnear als sehr schmieriger Bob Hope. "Der Kampf gegen das Patriarchat hält an", heißt es am Ende.

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Niemals selten manchmal immer

Susan Vahabzadeh: Als die amerikanische Regisseurin Eliza Hittman mit der Arbeit an diesem Film begann, hat sie noch nicht ahnen können, wie sehr die Rechte von Frauen in den USA aktuell bedroht sind. Sie folgt der 17-jährigen Autum (Sidney Flanigan), die schwanger ist und heimlich mit ihrer Cousine nach der New York fährt, weil man ihr zuhause in der Kleinstadt nicht einmal die Wahrheit darüber gesagt hat, wie weit fortgeschritten die Schwangerschaft schon ist. Ein rührendes Drama über ein verzweifeltes Kind und einen kleinen Lichtschein von Solidarität unter Mädchen. Bei der diesjährigen Berlinale hat der Film den Großen Preis der Jury bekommen.

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On the Rocks

Annett Scheffel: Sofia Coppola als Autorin und Regisseurin, Bill Murray als Hauptdarsteller, siebzehn Jahre nach "Lost in Translation": Von dieser Wiedervereinigung hätte man sich mehr versprochen als diese mäßig witzige, irgendwie lauwarme Komödie über eine Abziehbild-New-Yorkerin. Rashida Jones spielt eine Autorin mit zwei süßen Kindern, die modern, aber seltsam passiv ist und mit dem Glücksversprechen ihrer Ehe hadert. Murray als ihr charmanter aber achtloser Bonvivant-Papa ist so gut, wie Coppolas wenig originelles Drehbuch ihn sein lässt. Mit seiner Tochter heckt er bei teuren Cocktails die Observation ihres (möglicherweise untreuen) Ehemanns aus. Man schaut ihm gern dabei zu, dem Rest des Films eher nicht. (In einigen Kinos, bald auch auf Apple TV+).

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The Trial of the Chicago 7

Tobias Kniebe: Ein reinrassiges Gerichtsdrama von Aaron Sorkin, als Autor schon lang einer der besten Beobachter von Gesellschaft und Politik in den USA ("The West Wing", "The Social Network"). Hier führt er auch Regie und verwandelt die (schon für sich genommen irren) Transkripte eines Prozesses aus dem Jahr 1968 in großes Drama. Sieben Studentenaktivisten um Tom Hayden (Eddie Redmayne) und Abbie Hoffman (Sacha Baron Cohen) sollen als Verschwörer gegen den Staat verurteilt werden, aber die Anklage ist konstruiert. In Wirklichkeit hatten sie in Chicago weitgehend friedlich gegen den Vietnamkrieg demonstriert, wurden aber von der Polizei niedergeknüppelt. Zusätzlich sitzt, noch willkürlicher, auch ein Black Panther auf der Anklagebank. Amerika kann jederzeit in autoritäre Bigotterie kippen, das zeigt der Richter (Frank Langella) als herrlicher Schurke. (In einigen Kinos und auf Netflix).

© SZ vom 01.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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