Meine Woche:Einer für alle, alle für einen

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Stefan Hledik lebt mit ehemaligen Obdachlosen zusammen

Von Kilian Beck

Es ist keine 08/15-Arbeitsstelle, sondern eine Gemeinschaft, in der wir leben", sagt Stefan Hledik (), der seit 30 Jahren in der Gemeinschaft der Schwestern und Brüder vom Heiligen Labre lebt. Auf den Schrederwiesen in Ludwigsfeld und in zwei Häusern an der Milbertshofener Pommernstraße leben die Vereinsmitglieder mit ehemaligen Obdachlosen zusammen, denen der Verein ein Zuhause bietet. Hledik ist verantwortlich für die Gemeinschaft auf den Schrederwiesen. Sein Montag beginnt mit dem Ausfahren des Brennholzes, das die Gemeinschaft als Zubrot verkauft. "Drei unserer Männer arbeiten rund ums Jahr auf dem Holzplatz", erzählt Hledik. Sie hätten zwar die Möglichkeit in der Schreinerei - seinem Hauptarbeitsplatz - mitzuarbeiten, wollten das aber selten. "Da muss es schon schrecklich kalt sein, damit sie reinkommen", sagt Hledik. Jeder ihrer Bewohner habe seine Aufgaben und arbeite ungefähr fünf Stunden am Tag für die Gemeinschaft.

An zwei Tagen in der Woche, hilft ihm seine Tochter Veronika. Diese Woche wollen die beiden im zweiten Haus an der Pommernstraße die Haustür umbauen, um das Haus für einen der Bewohner rollatorgerecht zu gestalten. "Wir dürfen ihn nach längerer Reha wieder begrüßen, er ist schon über 70", freut sich Hledik. In Würde in der Gemeinschaft zu altern - auch das gehöre zum Konzept: "Solange wir es eben leisten können", fügt er hinzu. Außerdem treffe er sich am Dienstag auch noch mit seinen Kolleginnen, um das Zusammenleben in der Gemeinschaft zu besprechen. Natürlich gebe es dabei auch Schwierigkeiten, beispielsweise habe ein Bewohner ein Alkoholproblem. Heute sei das allerdings deutlich seltener, als noch vor 20 Jahren. Die Männer seien älter geworden und ihr Leben hätte sich "eingependelt". Oft reichten daher Gespräche aus, um Probleme in den Griff zu bekommen, meint er. Wenn dem nicht so ist, könnten Bewohner auch in die Häuser an der Pommernstraße umziehen, dort gebe es dann eine Nachtruhe um 22 Uhr und es sei einfacher, einen Überblick zu behalten, so Hledik. "Trotzdem ist es immer hart, zuzuschauen, wie sich jemand zerstört." Er versuche dann optimistisch zu bleiben, aber manchmal müsse man diese Situation trotzdem akzeptieren. "Wenn es dann passiert, kann ich mir sagen, dass ich mein Bestes getan habe - dann komme ich damit klar", erklärt Stefan Hledik

Zu tun gibt es auf jeden Fall genug: Es müsse der Holzschuppen auf den Schrederwiesen repariert werden. Auch die Bibliothek des Vereinsflohmarkts müsse unbedingt mal in Ordnung gebracht werden. Was sonst noch in nächster Zeit so alles auf ihn zukommt? Er weiß es nicht so genau. Da er ja auch auf dem Gelände des Vereins lebe, sei er immer Ansprechpartner, wenn jemand Hilfe benötige. "Das gehört einfach dazu. Und es ist auch mein Leben".

© SZ vom 05.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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