Ambar:Der Traum eines Neapolitaners

Ambar: "Servus, Ragazzi!" Die Ambar an der Tegernseer Landstraße ist ein sehr urbanes Bistro ohne jeden Münchner Schick.

"Servus, Ragazzi!" Die Ambar an der Tegernseer Landstraße ist ein sehr urbanes Bistro ohne jeden Münchner Schick.

(Foto: Robert Haas)

Hausgemachte Pasta und ein wechselndes Angebot an ausgewählten Bieren: In der Ambar in Giesing gibt es nichts Überkandideltes.

Von Franz Kotteder

Gut, deshalb gleich nach Giesing umzuziehen, das wäre vielleicht doch übertrieben. Aber bei den weichen Standortfaktoren könnte diese kleine Kneipe an der Tegernseer Landstraße durchaus als formidabler Werbeträger für das Stadtviertel herhalten. Die Ambar ist nämlich ein sehr urbanes Bistro ohne jeden Münchner Schick, aber trotzdem sehr weltstädtisch, und natürlich hat es auch gar nichts von "Tegernsee" oder "Landstraße", dafür aber sehr viel von Giesing. Dafür steht schon der Inhaber, der 44-jährige, aus Neapel stammende Gianluca Massa, der sich hier vor fast sechs Jahren einen Traum verwirklicht hat.

Er kam zum Studieren nach München, hat danach in einer Marketingagentur gearbeitet. "Ich wollte aber immer schon eine kleine Bar aufmachen", erzählt er, "mit gutem Bier und feinem Essen." So wie daheim halt, was die Speisen angeht. Nichts Überkandideltes, sondern solide Hausmannskost, die gut zu Bier und Wein passt. Gianlucas Mitstreiter Gabriela und Stephen kümmern sich darum, und so gibt es beispielsweise Nudeln mit Salsiccia - "unsere Pasta ist immer hausgemacht", sagt Gianluca - oder eine wirklich köstliche Impepata di cozze, also Miesmuscheln in einer Sauce aus Weißwein und Sellerie für 16 Euro. Die Polpette, neapolitanische Fleischbällchen, für die das Bistro im Viertel bekannt ist, stehen gerade nicht auf der Karte, dafür aber eine schöne Burrata. Auch das Angebot an Craft-Bieren und Erzeugnissen bayerischer Privatbrauereien wechselt, die Halbe vom Tölzer Zwickl-Bier ist momentan im Ausschank, 4,50 Euro macht das für die Halbe.

Für den besonderen Charme der Ambar sorgt in erster Linie der Chef, der seine Gäste gerne mit: "Servus, Ragazzi!", begrüßt. Er ist so etwas wie die Seele des Lokals; "der Laden bin ich", sagt er und lacht. Man hört das auch, wenn man länger hier sitzt, denn die Musik, die aus den Boxen kommt, hat der Chef selbst ausgesucht. Das ist meist Independent und Alternative Rock, auch klassische Punk-Nummern von den Clash sind schon mal dabei. FC-Bayern-Fans werden sich weniger wohlfühlen, aber wir sind hier schließlich in Giesing, und Gianluca hat es sehr mit den Sechzigern und unterstützt die "Löwenfans gegen Rechts".

Und dann ist da die Ausstattung, einfache Holztische und -stühle drinnen, runde Bistrotische mit Keramikfliesen draußen. Da kommt man sich fast vor wie in einer Bar in einem Hafen am Mittelmeer, auch wenn draußen statt der Segelschiffe nur die Trambahn zum Ostfriedhof vorbeizieht. An den Wänden finden sich Plakate von Kunstausstellungen und Ansagen wie "Ganz Giasing bleibt stabil" oder seit Anbeginn jene, die man gerade jetzt in Corona-Zeiten ganz besonders gerne unterschreiben möchte: "Etwas weniger Realität bitte".

Adresse: Tegernseer Landstraße 25, 81541 München, Telefon: 089/74030358, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 18 bis 23 Uhr

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