Amazon will nach Erding:Sortierzentrum geplant

Unternehmen ist an einem Grundstück am Kletthamer Feld interessiert, das der Fischers Stiftung gehört

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Stadt Erding ist von dem US-Konzern Amazon als Standort für ein Sortierzentrum vorgesehen. "Amazon investiert weiter in Deutschland und sucht nach neuen Standorten, um unseren Kunden weitere Vorteile bieten zu können, wie zum Beispiel eine schnelle Lieferung. Erding ist einer der Standorte. Unser Entwickler Garbe und wir stehen in einem guten Austausch mit der Stadtverwaltung und freuen uns auf die weiteren Schritte im Planungsprozess", das bestätigt ein Amazon-Sprecher auf Anfrage.

Von Gesprächen mit der Stadt weiß indes Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) nichts. "Es ist keine Anfrage bei der Stadt eingegangen. Es handelt sich um ein Grundstück, das der Fischer Stiftung gehört, die einen Investor haben, der wohl an Amazon weiter vermietet." Der Bebauungsplan aus den 1990-er Jahren lasse dort einen Logistiker "ohne Wenn und Aber" zu. Auf dem Nachbargrundstück auf dem Kletthamer Feld sei heute schon der Paket- und Expressdienstleister GLS. Bei den Beratungen in den 1990-er Jahren habe man den Standort für "verkehrsaffine" Unternehmen oder ähnliche Unternehmen deshalb gewählt, weil der Weg zur Flughafentangente Ost kurz sei.

Eigentlich wollte Erdings OB Gotz gar keine Stellungnahme zur möglichen Ansiedlung eines Sortierzentrums von Amazon abgeben, da das Thema in einer nichtöffentlichen Sitzung des Erdinger Stadtrats behandelt worden war. "Zu nichtöffentlichen Tagesordnungspunkten gebe ich grundsätzlich keine Auskunft, außer dass ich schon verärgert bin, dass Stadträte aus nichtöffentlichen Sitzungen Sachen heraustragen. Ich finde es unerhört, dass man die Vertraulichkeit über einen möglichen Investor missachtet, denn feststehen tut noch gar nichts. Von der Art und Weise her geht das nicht", sagt OB Max Gotz. "Wie soll in einem Gremium beim nächsten Mal jemand sagen, dann rede ich offen, wie ich denke, aber dann Gefahr läuft, dass alles plötzlich in der Öffentlichkeit auftaucht."

Laut Amazon würde es sich bei Erding im Gegensatz zum Standort Moosburg, wo ein Verteilzentrum steht, nur um ein Sortierzentrum handeln. In ihm kommen Pakete aus den europäischen Logistikzentren an, werden für den weiteren Versand nach Regionen sortiert und zu den Verteilzentren der Lieferpartner gebracht. Der Standort sei kein Lager oder Zwischenpuffer, so der Sprecher. Die Pakte hätten nur eine sehr kurz Aufenthaltszeit dort.

Sollte sich Amazon auf dem Grundstück auf dem Kletthamer Feld ansiedeln dürfen, plane man 150 Mitarbeiter am Standort Erding zu beschäftigen, teilt der Amazon-Sprecher mit. Etwa 95 Lastkraftwagen sollen dann täglich unterwegs sein, die vor allem an den Abendstunden dort an- und abfahren würden. Um die Kritik an Mindestlöhnen zu entschärfen, betont der Amazon-Sprecher, dass der Lohn der Mitarbeiter in Bayern mit mindestens 12m12 Euro brutto in der Stunde starten würde. Nach 24 Monaten belaufe sich das "Gesamtvergütungspaket auf durchschnittlich mehr als 2600 Euro brutto pro Monat an allen deutschen Standorten".

Seit 23. Oktober 2019 ist das sogenannte Verteilzentrum von Amazon Logistics in Moosburg in Betrieb. Die rund 350 Transporter liefern von dort aus täglich 50 000 bis 60 000 Pakete an die Kunden. Die Päckchen liefert Amazon aber nicht selber aus, sondern neun lokale und regionale Lieferpartner. In Degernpoint arbeiten derzeit 250 Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb in einem 6900 Quadratmeter großen Gebäude. Theoretisch - etwa im Weihnachtsgeschäft - hat der Standort eine Kapazität von bis zu 90 000 ausgelieferten Paketen pro Tag. Jede Nacht kommen zwölf bis 15 Lastwagen an, vornehmlich zwischen null und sechs Uhr. In Zukunft eventuell auch aus Erding.

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