BASF:Milliardenverlust

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Der Standort Schwarzheide des Chemiekonzerns BASF. Chemische Prozesse verbrauchen viel Energie. Seit langem klagt die Industrie über hohe Energiepreise. (Foto: Florian Gaertner/Imago Images)

Der Konzern muss hohe Wertberichtigungen vornehmen. Operativ macht er 2,6 Milliarden Euro Minus.

Von Elisabeth Dostert, München

Der Chemiekonzern BASF muss gewaltige Wertberichtigungen auf sein Anlagevermögen vornehmen und Rückstellungen für die Restrukturierung bilden. In der Folge schreibt der Konzern hohe Verluste. Im dritten Quartal lag das operative Ergebnis (Ebit) nach vorläufigen Angaben bei minus 2,6 Milliarden Euro. Vor Jahresfrist hatte BASF noch ein Plus von 1,3 Milliarden Euro ausgewiesen. Das operative Geschäft sei im dritten Quartal besser verlaufen als erwartet, heißt es in der Mitteilung. Der Umsatz sank um fünf Prozent auf 13,8 Milliarden Euro. Auch ohne Sondereinflüsse hat sich das operative Ergebnis fast halbiert. Es lag bei 581 Millionen Euro, im gleichen Vorjahreszeitraum bei gut 1,1 Milliarden. Das Ergebnis nach Steuern brach um mehr als drei Milliarden auf minus 2,1 Milliarden Euro ein.

Die Investoren des Dax-Konzern reagierten zum Wochenschluss empfindlich auf die Meldung. Bis zum frühen Nachmittag hatte sich der Aktienkurs um die 57 Euro bewegt, binnen weniger Minuten stürzte er dann bis auf 55,15 Euro ab. Im weiteren Handelsverlauf grenzte das Papier die Verluste ein. Seinen niedrigsten Stand verzeichnete es Mitte März bei gut 39 Euro. Die Chemieindustrie gilt als konjunktureller Frühindikator. Weniger Bestellungen deuten darauf hin, dass es auch in anderen Branchen schlechter läuft.

Aufgrund der "deutlich schwächeren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" habe die Überprüfung der Werthaltigkeit des Anlagevermögens einen Wertminderungsbedarf von 2,8 Milliarden Euro ergeben, teilte der Konzern mit. Im Segment Oberflächen-Technologien, dazu gehören Lacke, zeigt sich die schwächere Nachfrage der Auto- und Luftfahrtindustrie. Mit der Autoindustrie macht BASF rund ein Fünftel seines Umsatzes. Bei Basischemikalien, dazu gehört zum Beispiel Soda, Salz- und Salpetersäure, stehen wegen eines Überangebots die Margen unter Druck.

Immerhin wagt der Konzern wieder einen Ausblick. Die bei der Bilanzpressekonferenz Ende Februar für das Gesamtjahr geäußerte Prognose - einen Umsatz zwischen 60 und 63 Milliarden Euro und ein Ebit vor Sondereinflüssen zwischen 4,2 und 4,8 Milliarden Euro - hatte BASF Ende April kassiert und dann erst einmal keine neue gewagt aufgrund der großen Unsicherheiten. Nun rechnet der Konzern für 2020 mit einem Umsatz von 57 bis 58 Milliarden Euro, 2019 lag er bei gut 59 Milliarden Euro. Vor Sondereinflüssen peilt er ein operatives Ergebnis zwischen drei und 3,3 Milliarden Euro an, nach gut 4,6 Milliarden Euro im vorigen Geschäftsjahr. In seiner Prognose unterstellt BASF allerdings, dass es nicht erneut zu "starken Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität zur Eindämmung der Pandemie, beispielsweise durch Lockdowns kommt."

© SZ vom 10.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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