Seenotrettung:Italienische Küstenwache setzt "Alan Kurdi" erneut fest

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Wieder festgesetzt: die "Alan Kurdi". (Foto: Fabian Heinz/dpa)

Das Schiff, mit dem die Organisation Sea-Eye Flüchtlinge aus Seenot im Mittelmeer retten will, darf den Hafen Olbia auf Sardinien nicht verlassen. Wieder wegen technischer "Unregelmäßigkeiten".

Die italienischen Behörden haben das private deutsche Rettungsschiff Alan Kurdi in einem Hafen festgesetzt - erneut. Wie die Küstenwache am Freitagabend berichtete, darf das Schiff der Seenotretter-Organisation Sea-Eye nicht mehr aus dem Hafen in Olbia auf Sardinien auslaufen.

Die Begründung: Bei technischen Kontrollen seien "Unregelmäßigkeiten" gefunden worden, die die Sicherheit von Crew und Migranten an Bord gefährden könnten, erläuterte die italienische Küstenwache. Auch biete das Schiff lediglich für 20 Personen eine hinreichende Ausstattung. Während der "systematischen Such- und Rettungsaktionen" im Mittelmeer seien jedoch wesentlich mehr Menschen an Bord.

Der Vorsitzende des Betreibervereins Sea-Eye, Gorden Isler, bezeichnete das Vorgehen der italienischen Behörden als "skandalös". Er kündigte an, dagegen zu klagen. Denn: "Die erneute Festsetzung ist rein politisch motiviert und gefährdet Menschenleben."

Die Alan Kurdi war auf einer früheren Mittelmeer-Mission im Mai in Palermo auf Sizilien schon einmal im Hafen festgehalten worden. Damals habe man ähnliche Punkte bemängelt und eine Fahrt zu einer Reparaturwerft in Spanien erlaubt, schrieb die Küstenwache. "Diese Unregelmäßigkeiten, so mussten wir heute feststellen, wurden nicht behoben." Isler erläuterte, dass spanische und deutsche Fachbehörden die Mängelfreiheit dagegen bestätigt hätten.

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Die Alan Kurdi hatte Ende September 125 Migranten mit offizieller Genehmigung in den Hafen von Olbia gebracht. Viele Geflüchtete starten von Libyen und Tunesien aus ihre gefährlichen Fahrten in kleinen Booten übers Mittelmeer Richtung Europa.

© SZ/dpa/KNA/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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