Wohnen:Der nächste umstrittene Bau im Herzen Gautings

Neubau Gauting

Nachher: Künftig prägt ein vierstöckiger Kubus mit städtischer Anmutung das Bild. Grafik: Rakete GmbH

An der Bahnhofstraße ist ein weiterer städtebaulicher Akzent geplant, der auf Kritik stößt. Dort soll ein Neubau mit 17 Wohnungen entstehen.

Von Michael Berzl

Wie eine Schnittwunde klafft ein Spalt in der ansonsten geschlossenen Gebäudefassade an der Bahnhofstraße in Gauting. Zwischen dem Bestand und einem daneben geplanten Neubau mit Büros im Erdgeschoss und Wohnungen in den Etagen darüber bleibt eine keilförmige Fläche frei; an der Front ist diese Lücke nur 1,40 Meter breit. Mit diesem gestalterischen Manko werden Planungen auf einem knapp 1200 Quadratmeter großen Grundstück gegenüber vom Rathaus fortgesetzt, auf dem jetzt noch die alte Bergmoser-Villa steht. "Das Problem ist im Moment nicht lösbar", sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU), am Dienstag im Bauausschuss, der mit großer Mehrheit den vorliegenden Entwurf billigte.

Vor fast fünf Jahren hatte die Allgemeine Landesboden Objektgesellschaft aus Grünwald das Grundstück an der Bahnhofstraße gekauft. Die Immobilienfirma hatte sich darum bemüht, den noch fehlenden Streifen zum Nachbarn zu erwerben. "Städtebauliches Ziel war, dass man an den Bestand anbaut und die Lücke schließt", erklärte die Architektin Claudia Schreiber, die im Auftrag der Gemeinde einen Bebauungsplan für dieses Vorhaben entwickelt. Doch das sei an den überzogenen Forderungen eines einzelnen Mitinhabers in einer Wohnungseigentümergemeinschaft gescheitert, wie Bürgermeisterin Kössinger im Ausschuss sagte. So kommt es zu einer eigentümlichen Fassadengestaltung.

Wohnen: Vorher: Eine alten Villa mit Turm und Terrasse soll dem Neubau weichen. Zwischen Bestand und Neubau klafft eine Lücke.

Vorher: Eine alten Villa mit Turm und Terrasse soll dem Neubau weichen. Zwischen Bestand und Neubau klafft eine Lücke.

(Foto: Arlet Ulfers)

Es ist ein weiterer Akzent an der Bahnhofstraße, den nicht alle gutheißen. Nach dem heftig kritisierten "Baderhof" am Hauptplatz mit einem Bioladen im Erdgeschoss und dem ebenfalls umstrittenen Komplex der Erlanger Immobilienfirma Sontowski mit Läden und Wohnungen auf dem ehemaligen Schulgrundstück an der Bahnhofstraße entsteht nun ein weiteres Gebäude städtischer Prägung.

Vorgesehen ist neben einem bestehenden Gebäude mit einem Asia-Imbiss im Erdgeschoss ein ebenfalls dreigeschossiges Haus mit schrägem Ziegeldach. Im Anschluss soll ein quaderförmiges Gebäude mit vier Etagen und Dachterrasse entstehen. Auf Einwände von Bürgern gegen die ursprüngliche Gestaltung mit einer Klinkerfassade wie am Rathaus gegenüber sollen die Außenwände nun weiß verputzt werden. Laut Schreiber sind insgesamt 17 Wohnungen geplant; acht kleinere mit einer Fläche bis 50 Quadratmetern, neun größere mit bis zu 120 Quadratmetern. Im Erdgeschoss ist eine Dienstleistungs- und Verwaltungsnutzung vorgesehen, also Büros. Stellplätze für 34 Autos sollen in einer Tiefgarage mit einer Zufahrt an der Schulstraße untergebracht werden, drei weitere oberirdisch. Für Fahrräder gibt es nach den Entwürfen 74 Abstellplätze, die meisten davon ebenfalls in der Tiefgarage.

Erneut stoßen Gestaltung und Dimensionen auf Kritik. So sagte etwa die Grünen-Gemeinderätin Susanne Köhler, die als Architektin arbeitet: "Man setzt hier Maßstäbe, das wird ein Musterfall. Will man wirklich, dass sich Gauting so entwickelt?" Und SPD-Fraktionssprecher Eberhard Brucker machte deutlich, dass er mit der seiner Ansicht nach zu großen Zahl der Wohnungen nicht einverstanden sei. Bürgermeisterin Kössinger verteidigte die Dimensionen mit dem Argument, dass lieber im Innenbereich verdichtet werden solle, als den Ort im Außenbereich weiter zu entwickeln. Das sei erklärtes Ziel der Gemeinde: "Wir müssen das eine oder andere Geschoss mehr zulassen, wenn wir Flächen sparen wollen." "Aus städtebaulicher Sicht ist das in den Dimensionen an der Stelle vertretbar", sagte Planerin Schreiber.

Die Bedenken des SPD-Gemeinderats Brucker, der auch schon vor einer großen Anzahl von Wohnungen auf dem AOA-Gelände gewarnt hatte, sind grundsätzlicher Natur, wie später in der Debatte über ein anderes Wohnquartier deutlich wurde. Da forderte er mit Blick auf hohe Ausgaben für Kindergärten "Vorschläge, wie man diese Verdichtungswelle aufhalten kann." Kössinger konterte, wenn man den Zuzug von Kindern verhindere, "dann ist es schlecht bestellt um unsere Gemeinde."

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