Gladbach und Wolfsburg trennen sich unentschieden:Schläfrige Eulen

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Schuss und Tor: Jonas Hofmann verwandelt für Borussia Mönchengladbach den Elfmeter zur 1:0-Führung gegen den VfL Wolfsburg. (Foto: Norbert Jansen via www.imago-images.de/imago images/Jan Huebner)

Zum Auftakt in strapaziöse englische Wochen kann sich Borussia Mönchengladbach schon mal an späte Anstoßzeiten gewöhnen. Gegen Wolfsburg reicht es dabei nur zu einem 1:1.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Normalerweise kommt nach dem Top-Spiel nichts mehr. Das späteste Spiel der Bundesliga wird samstagabends um 18.30 Uhr angepfiffen und markiert im Idealfall den Höhepunkt des Tages. Weil es wegen der Länderspielpause diesmal aber kein Freitagsspiel gab, folgte auf das Top-Spiel zwischen Arminia Bielefeld und Bayern München (1:4) ab 20.30 Uhr noch ein potenzielles Toptop-Spiel. Borussia Mönchengladbach und der VfL Wolfsburg gestalteten dieses allerdings derart, dass ein zweifacher Superlativ nicht angemessen erschien. Eine taktisch geprägte Partie endete verdient 1:1 (0:0).

Die Gladbacher waren in der 78. Minute durch einen Elfmeter von Jonas Hofmann in Führung gegangen, die Wolfsburger glichen durch Wout Weghorst in der 85. Minute aus. Es war ihr viertes Unentschieden im vierten Spiel, Torverhältnis 2:2. "In der zweiten Halbzeit war mehr drin, da hatten wir die besseren Möglichkeiten", sagte Weghorst hinterher. "Ich bin mit dem Ergebnis aber schon zufrieden", sagte der Trainer Oliver Glasner.

Am Mittwoch spielt Gladbach bei Inter Mailand, die Woche drauf gegen Real Madrid

Die Wolfsburger haben die Qualifikation für die Europa League kürzlich in Athen verspielt, weshalb sich ihre Belastung in den kommenden Wochen im normalen Rahmen bewegen wird. Den Gladbachern hingegen stehen strapaziöse Zeiten bevor, im Fachjargon als "englische Wochen" bekannt. So spielen sie etwa am kommenden Mittwoch um 21 Uhr bei Inter Mailand und am übernächsten Dienstag um 21 Uhr gegen Real Madrid. Da war es am Samstagabend gegen Wolfsburg interessant zu sehen, wie die Borussen zu so später Stunde beieinander sind: Eher schon ein bisschen schläfrig oder aufgeweckt wie Nachteulen. Zusammengefasst: Sie waren in der ersten Halbzeit Eulen und in der zweiten ein bisschen schläfrig.

Die Gladbacher versuchten zunächst durchaus engagiert, eine Wolfsburger Abwehr zu verwirren, die in den ersten drei Ligaspielen dieser Saison bloß ein einziges Gegentor zugelassen hatte. Zu diesem Zwecke bilden dort der 1,93-Meter-Schrank John Anthony Brooks und der mit seinen 1,90 Metern kaum kürzere neue Franzose Maxence Lacroix eine derart hochaufgeschossene Innenverteidigung, dass sie im flachen Wolfsburg als neue Touristenattraktion gelten. Auch in Mönchengladbach - mit 70 Metern über Normalnull und auch geographisch fast schon niederländisch - behielten die Beiden weitgehend den Überblick. Als Borussias neuer Nationalspieler Jonas Hofmann in der 21. Minute dem anderen neuen Gladbacher Nationalspieler Florian Neuhaus den Ball zum Kopfball hinlupfte, ließen Brooks und Lacroix das souverän geschehen - denn Neuhaus' Ball landete eh bloß am Pfosten.

Wolfsburgs Torverhältnis aus den ersten drei Ligaspielen ist extrem minimalistisch

Als der Flügelläufer Hofmann in der 35. Minute in aussichtsreicher Position nicht noch einmal hoch zu Neuhaus flanken wollte, weil er ihm vielleicht ohnehin nur einen Pfostentreffer zutraute, da schoss er lieber selbst und flach - doch bei diesem Schuss hätte der Ball beinahe auch nur hauchzart den Außenpfosten liebkost. Litt Gladbachs Präzision etwa doch unter der vorgerückten Stunde?

Nach der Pause probierten auch die zuvor bescheidenen Wolfsburger einen Treffer zu erzielen. Ihr 1:1-Torverhältnis aus den ersten drei Ligaspielen war extrem minimalistisch. Josip Brekalo, Admir Mehmedi und Maximilian Arnold scheiterten allesamt am fidelen Borussen-Torwart Yann Sommer, von dessen Vorderleuten offensiv nicht mehr viel kam - bis zu jenem unverhofften Moment, als der Angreifer Marcus Thuram in der 74. Minute vom Wolfsburger Torwart Koen Casteels im Strafraum gelegt wurde, nachdem Lacroix einen zu kurzen Rückpass gespielt hatte. Es gab einen Elfmeter, den Hofmann in der 78. Minute zum 1:0 verwandelte.

Doch der Sieg wäre glücklich gewesen, und so war das Unentschieden durch Weghorsts Ausgleich in der 85. Minute angemessen. "Das 1:1 geht in Ordnung, aber wir sind nicht zufrieden mit diesem Punkt", sagte Gladbachs Innenverteidiger Matthias Ginter. "Es ist ein leistungsgerechtes Unentschieden", fand der Trainer Marco Rose, "aber so eine Führung muss man auch mal zu Ende fighten."

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