Los Angeles:"Wir sind gerade an einem Typen mit Jetpack vorbeigeflogen"

Los Angeles: Bei der Eröffnungsfeier von Olympia 1984 flog ein Mensch mit Raketenrucksack durchs Stadion.

Bei der Eröffnungsfeier von Olympia 1984 flog ein Mensch mit Raketenrucksack durchs Stadion.

(Foto: Rusty Kennedy/AP)

In der Nähe des Flughafens von Los Angeles wurden wiederholt Menschen mit Raketenrucksack gesichtet - die Einwohner rätseln, das FBI ermittelt. 

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Der Fall begann mit der Durchsage des Piloten eines American-Airlines-Flugzeugs beim Anflug auf den Flughafen von Los Angeles (LAX): "Tower, American 1997. Wir sind gerade an einem Typen mit Jetpack vorbeigeflogen." Das klang wie ein Witz, doch kurz darauf meldete auch der Pilot einer Jet-Blue-Maschine: "Wir haben gerade einen Typen gesehen, der an uns mit Jetpack vorbeigeflogen ist."

Die Menschen in Los Angeles waren verzückt, schließlich hatte es den ersten weltweit bekannten Rocket Man auch in dieser Stadt gegeben. Bei der Eröffnungsfeier von Olympia 1984 flog ein Mensch mit Raketenrucksack durchs Stadion. Zwei Jahre davor hatte jemand an seinen Klappstuhl Helium-Ballons angebracht und war beim Flug ebenfalls von Piloten entdeckt worden.

Nun fragen sich viele: Wo war eigentlich Elon Musk am 30. August? Und wo war er am 14. Oktober? Gar nicht mal so wenige Menschen in Los Angeles sind sicher, dass der Milliardär was mit dem Raketenrucksack zu tun hat - schließlich stilisiert er sich immer wieder zum Superhelden Iron Man, der von seiner Villa in Malibu aus im selbstgebastelten Anzug durch die Luft jagt und die Welt rettet.

Die Bundesbehörde FBI ermittelte, war aber derart ratlos, dass sie die Einwohner um Hilfe bat und eine 24-Stunden-Hotline für Hinweise anbot. Wochenlang tat sich nichts, der Fall wurde zu einer Geschichte, die man sich eben auf Partys erzählt - bis zum vergangenen Mittwoch, als der Pilot eines China-Airlines-Flugs meldete, einen Rocket Man in 2000 Metern Höhe gesehen zu haben.

Die Flugzeuge kommen beim Landeanflug aus Osten, und alle Piloten haben gesagt, dass sich die Jetpack-Person links von ihnen befunden habe. Das führt zur Elon-Musk-Theorie, denn ein möglicher Start- und Landeplatz ist: die Fabriken von Musks Konzernen SpaceX und Tesla. So weit die Indizien.

"Der Sprit würde wohl ausgehen, bevor man sicher landen kann"

Behörden und Wissenschaftler rätseln nun tatsächlich, was da passiert sein könnte - zumal sich Experten einig sind, dass es zwar technisch möglich sei, mit einem Jetpack eine Höhe von mehr als 4000 Metern zu erreichen, dass aber die Tanks nicht groß genug seien, um bis auf 2000 Meter aufzusteigen und dort so lange zu verweilen, bis ein Pilot einen entdeckt. Im Februar erreichte der Jetpack-Pilot Vince Reffet in Dubai eine Höhe von 1800 Metern und vollführte ein paar Manöver, kam jedoch per Fallschirm zurück zum Boden.

"Der Sprit würde wohl ausgehen, bevor man sicher landen kann", sagt David Mayman, Chef von JetPack Aviation, seine Firma bietet Trainings und Flüge an - verkauft die Anzüge aber nicht, und das führt zum nächsten Rätsel: Es gibt weltweit wenige Firmen, die Jetpacks herstellen. Kaum jemand verkauft sie, keiner meldete einen Diebstahl. Eine von der Flugaufsicht FAA entsandte Maschine fand am Mittwoch keine Spur vom Rocket Man, weshalb es nun noch eine andere Theorie gibt.

Es wäre möglich, an eine Drohne eine Schaufensterpuppe anzubringen, damit es so aussieht, als würde jemand mit einem Jetpack herumfliegen. In den USA ist es nicht erlaubt, eine Drohne höher als 130 Meter aufsteigen zu lassen. Sie darf nicht über Menschen oder Fahrzeugen fliegen, und sie darf keinesfalls den Flugverkehr stören. Ob Jetpack oder Drohne: Solche Flüge können katastrophal enden, und die Menschen fragen sich nun, warum die Ermittlungen des FBI so lange dauern und zu keinem Ergebnis führen - so groß ist diese Jetpack-Szene nämlich nicht.

Damit zurück zu Elon Musk, der sich am vergangenen Mittwoch tatsächlich mit Raketenantrieb beschäftigt hat - jedoch nicht mit einem Jetpack. Er war in der Fabrik seiner Firma SpaceX und begutachtete einen Antrieb mit neun Metern Durchmesser. Auch so was war übrigens schon über Los Angeles zu sehen, am 23. Dezember 2017, und Musk freute sich danach diebisch, dass die Leute den Start einer Falcon-9-Rakete für ein Ufo hielten.

Zur SZ-Startseite
Dreiervergleich

SZ PlusPraxistest Elektroautos
:Die Spannung steigt

Drei Konzepte, aber geringe Preisunterschiede: Tesla Model 3, Polestar 2 und VW ID 3 versprechen Fahrspaß unter Strom. Aber wie schlagen sie sich im Alltag?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: