Digitale Fitnessuhren:Wenn das Armband Kalorien zählt

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Die kleinen Rechner protokollieren nonstop. (Foto: imago images/Science Photo Library)

Digitale Fitnessuhren sind beliebt. Doch dabei sollte man auf Sicherheit und Datenschutz achten. Denn die Tracker sammeln ununterbrochen Informationen.

Von Thorsten Riedl

Wer in den vergangenen Monaten an Gewicht zugelegt hat, ist damit nicht allein. Die Studie eines Ernährungsherstellers zeigt, dass in den wenigen Wochen des Stillstands im Frühjahr jeder Zweite zwischen ein bis drei Kilo, jeder Fünfte sogar drei bis fünf Kilo zugenommen hatte. Zu viel Essen, zu ungesunde Mahlzeiten - und dann auch noch zu wenig Bewegung. Der Teufelskreis sorgt für die zusätzlichen Pfunde. In der Krise haben viele daher Sport neu für sich entdeckt. Und mit der Bewegung auch Fitnesstracker und smarte Uhren, um die Erfolge zu kontrollieren und zu dokumentieren. Doch die Wahl des richtigen Gadgets ist eine Weisheit für sich. Und was passiert eigentlich mit den Daten?

Gemäß Studie des Marktforschungshauses Counterpoint wuchs der Markt für Smartwatches in der ersten Hälfte dieses Jahres um 20 Prozent auf weltweit 42 Millionen Stück. Angeführt wird das Segment von den beiden US-Unternehmen Apple und Garmin, gefolgt von den asiatischen Anbietern: Huawei, Samsung, Imoo und Xiaomi. Zu den Smartwatches gesellen sich die Fitness-Tracker, kleiner und leichter als Uhren, oft mit ähnlichen Funktionen, aber kleinerem Display.

Die Aufteilung des sogenannten Wearable-Marktes wirft noch vor der Wahl eines Gerätes die Frage auf: Sollen die eigenen Fitnessdaten lieber in Rechenzentren in China, Südkorea oder in den USA gespeichert werden? Und Daten fallen schließlich eine ganze Menge an. Die smarten Uhren oder Fitnessbänder am Handgelenk protokollieren schließlich weit mehr als nur die Schritte ihres Trägers. Sie messen den Puls, erkennen automatisch Trainingseinheiten, wissen dank Satellitenortung den Standort, warnen vor zu langem Sitzen, benachrichtigen Angehörige bei einem Sturz, überwachen den Schlaf, können teils die Sauerstoffsättigung im Blut feststellen oder über den weiblichen Zyklus informieren - kurz: Die kleinen Rechner am Arm protokollieren 24 Stunden, sieben Tage die Woche das Leben. Und können dank Anbindung an das Smartphone alle diese Daten problemlos - und unbemerkt - nach Hause zu ihrem Hersteller senden.

Bei dieser Flut an teils sehr persönli-chen Informationen, hat der Grundsatz der Datensparsamkeit hohe Priorität. Viele Hersteller verlangen vor der Nutzung ihrer Geräte eine Anmeldung, fragen Geburtsdatum oder Gewicht ab. Der echte Name oder das richtige Datum etwa müssen beim Anmeldeprozedere der Smartphone-App für den Tracker oder die Smartwatch aber ja nicht preisgegeben werden. Auch bei der E-Mail tun es Einweg- oder Spam-Adressen. Spannendes haben Fit-bit, Garmin & Co. per Mail ohnehin eher selten mitzuteilen.

Vor der Wahl eines Fitnessgerätes sollten die einschlägigen Foren im Netz durchsucht werden, wie ernst es ein Anbieter mit Sicherheit und Datenschutz nimmt. Apple beispielsweise nimmt für sich in Anspruch, besonderen Wert auf Datenschutz zu legen - schließt laut Kritik der "Stiftung Warentest" in den Allgemeinem Geschäftsbedingungen (AGB) den Verkauf von Gesundheitsdaten an Dritte allerdings nicht explizit aus. Am anderen Ende der Skala: Google - die Suchmaschine plant die Übernahme des Tracker-Pioniers Fitbit, und zwar vor allem wegen des Datenschatzes, den das Unternehmen über Millionen Geräte seit der Gründung im Jahr 2007 angesammelt hat. Die Wettbewerbsbehörden der Europäischen Kommission haben den Deal intensiv untersucht und an einige Auflagen geknüpft, was die Nutzung der Fitnessdaten durch Google angeht.

Manche Krankenkassen bezuschussen den Kauf eines Fitnesstrackers

Unter Umständen helfen die Daten aller-dings auch dabei, bares Geld zu sparen. Wer sich nicht scheut, seine Fitnessleis-tung mit seiner Krankenkasse zu teilen, erhält bei einigen einen Teil seiner Beiträge zurück. Manche Kassen bezuschussen den Kauf eines Fitnesstrackers oder einer Smartwatch, andere verfolgen über die Da-ten der Wearables gesundheitsbewusstes Verhalten und fördern das mit Sach- oder Geldprämien. Nachfragen lohnt.

Wer bis hierhin noch nicht entnervt auf-gegeben hat, kann sich nun auf einige mög-liche Hersteller von Smartwatches oder Fitness Tracker festlegen und um die richtige Hardware kümmern. Die gute Nachricht: Wer ein Gerät von einem Markenunternehmen kauft, kann nicht allzu viel falsch ma-chen. Die Qualität stimmt bei den gängigen Geräten. Als beste Smartwatch steht regelmäßig in verschiedenen Tests die Apple Watch auf Platz eins. Seit September gibt es verschiedene, neue Varianten. Die Smartwatch des größten Technologiekonzerns misst und überwacht die Gesundheitsdaten am genausten, überzeugt mit brauchbaren Funktionen, etwa dem Anzeigen und schnellen Beantworten von Smartphone-Mitteilungen - das alles funktioniert allerdings nur im Zusammenspiel mit iPhones von Apple.

Wer ein Android-Smartphone sein Eigen nennt, kann einen Blick auf smarte Uhren von Samsung und Huawei werfen. Sie stehen in Funktion der Apple Watch kaum nach, glänzen sogar mit längerer Akku-Laufzeit. Sollte wirklich der Sport im Mittelpunkt der Anschaffung stehen, überzeugt Garmin mit einem breiten Portfolio an Geräten für alle möglichen Sportarten, vom Golfen übers Segeln oder Wandern bis hin zum Joggen natürlich. Fitbit hat auch feine Uhren, allerdings nimmt die Verbreitung der Geräte des US-Pioniers stetig ab. Die Unsicherheit rund um die Übernahme durch Google war da wenig hilfreich.

Vielleicht soll es neben dem Smartphone in der Hosentasche aber nicht auch am Handgelenk noch ein Kleincomputer sein. In dem Fall empfiehlt sich ein Blick auf Fitness Tracker, die unauffälliger zu tragen sind. Von Xiaomi gibt es mit dem Mi Band ein brauchbares Angebot schon um 25 Euro. Oder man schaut sich genauer eine der Hybrid-Uhren an, die versuchen, das Beste aus analoger und digitaler Welt zu vereinen. Fossil, Garmin oder Withings haben schöne Modelle im Angebot, die nicht täglich ans Ladekabel müssen und doch mit Zusatzfunktionen punkten. Dann muss nur noch der innere Schweinehund beim Vorsatz für die Fitness mitmachen.

© SZ vom 29.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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